So geht es also los unser Sabbatical. Wir starten in Norwegen und noch fühlt es sich alles ein wenig nach Ersatz an. Wir wissen, dass wir eigentlich in Dubai wären und somit auf dem Weg nach Australien. Statt vier Wochen Australien nun also vier Wochen Norwegen – statt sonnigen 30°C also regnerische 15°C. Puh. Nun also erstmal Oslo. Wir bleiben hier für 1 1/2 Tage und stellen schnell fest, dass Oslo richtig schön ist und sich für seine knapp 680.000 Einwohner eigentlich recht klein anfühlt. Aber sehr modern und fortschrittlich. Auch hier ist Corona zwar ein Thema, aber bis auf Abstand halten gibt es fast keine Restriktionen. Die Norweger halten sich daran allerdings sehr konsequent und in jedem Laden steht Desinfektionsmittel bereit, das nahezu vom jedem beim Betreten und Verlassen genutzt wird.
Die Osloer Innenstadt lässt sich von unserer Unterkunft hervorragend zu Fuß erkunden und so streifen wir einfach durch die Stadt, lassen uns von den Restaurant-Preisen schocken und uns den einen oder anderen Kaffee schmecken. Dabei werden wir einmal ordentlich durchnässt, aber was solls, noch erwartet uns ja eine warme Dusche im Hotel.
Ein Wochenende ist für Oslo völlig ausreichend, eingefleischte Osloer mögen mich bitte nicht geißeln, aber so viel gibt die Stadt dann doch nicht her. Nach Oper, Deichman-Bibliothek, Holmenkollen und einem Ausflug zur Museumsinsel Bygdøy hat man dann auch fast alles gesehen.
Wir sammeln also unseren Mietwagen ein und fragen uns mal wieder, warum man eigentlich nie einen Golf bekommt, wenn man Golfklasse bucht?! Achso, und das Wetter. Also bis auf den einen Regenguss waren es zwischen 21°C und 23°C. Geht schon als Start in ein nordisches Land.
Das erste Mal aus einem Zelt kriechen. Nieselregen. 14°C. Na herzlichen Glückwunsch. Wie war das nochmal mit Australien und 30°C? Nun also die erste Wanderung und die soll man eigentlich lassen, wenn es nass und rutschig ist. Also lieber nochmal kurz warten und im Zelt bleiben. Und dann doch entscheiden, sich auf den Weg zu machen.
Der Wanderparkplatz am Kjeragbolten lässt sich trotz Sucherei nicht vermeiden und damit auch nicht die 30 Euro Parkgebühr. Die Wanderung an sich ist dann nicht ohne. Streckenweise recht steil, aber dankenswerter Weise kommt auf einmal die Sonne raus, die Steine sind trocken und mit gutem Schuhwerk lässt sich die Wanderung meistern. Nach knapp drei Stunden erreichen wir dann den Kjeragbolten. Wer zögert verliert, also direkt auf den Stein und dann besser nicht mehr rumhampeln. Sind ja nur knapp 800 Meter, die es dort runter geht. Schönes Foto und als deutsche Beamte fragen wir uns: „WARUM ZUR HÖLLE IST HIER NICHTS ABGESPERRT?“.
Eins muss man ja sagen: Norwegen kann froh sein, dass es Gas und Öl hat. Denn infrastrukturell ist es wirklich nicht ideal, wenn man um einen Fjord herum schon etwa vier Stunden braucht. Aber wir schaffen es dennoch irgendwann zum unserem Campingplatz, der den Ausgangspunkt für den Preikestolen (Predigtstuhl) stellen soll. Es zeichnet sich langsam ab – viel los ist nicht. Corona macht sich auch hier bemerkbar… Es sind wirklich nicht viele Touristen unterwegs. Aber wenn, dann sind sie deutsch. Mitten in diese Erkenntnis hinein zeichnet sich ab, dass Norwegen wieder eine Quarantänepflicht für Einreisende aus Deutschland zur Auflage macht. Dusel gehabt.
Der Parkplatz zum Preikestolen ist diesmal bedeutend günstiger als am Kjeragbolten und kostet doch tatsächlich nur 25 Euro. Dafür wird man aber letztlich mit einem fantastischen Blick in den Fjord belohnt. Geht wieder ordentlich steil runter. Aber mit baumelnden Füßen fühlen sich dann 600 Meter auch nicht anders an zwei Meter. Naja, vielleicht ein wenig.
Ach, das Wetter habe ich vergessen zu erwähnen: seit wir Oslo verlassen haben und die erste Nacht im Zelt ein wenig Nieselregen hatten, strahlt uns jeden Tag die Sonne an. Um die 19°C lässt es sich fantastisch aushalten. Wenn das so bleibt, werde ich versuchen, meine Vorurteile gegenüber dem Wetter in nordischen Regionen anzupassen. Versprochen.
So ein Sabbatjahr soll ja auch Entschleunigung bedeuten. Berücksichtigen wir natürlich und machen am Anfang gleich einen Roadtrip in einem Wanderparadies. Also legen wir jetzt erstmal einen Ruhetag ein. Das bedeutet, dass Ramona ihren hausfraulichen Pflichten nachkommt und wäscht. Weil das aber nicht wirklich lange Zeit in Anspruch nimmt, kommt die Hängematte zu ihrem ersten Einsatz! Ich bin währenddessen auch nicht ganz untätig und gehe eine Runde laufen. Das stellt sich bei den doch nicht unerheblichen Höhenmetern runter zum Fjord vor allem auf dem Rückweg deutlich anstrengender dar als ursprünglich mal geplant. Letztlich lässt es sich aber auf dem gemütlichen Campingplatz dann gut faulenzen und den Tag entspannt zu Ende bringen.