Zwischen Buntglasfenstern und brüchigem Zeitgeist
Fällt das Wort Iran, ergänzt unser Gehirn unwillentlich den Irak, Iran und Irak führen unmerklich zu Krieg, Krieg zu USA und voilá schon sprechen wir über Trumps größten Dorn in Auge.
Keiner dieser Gedankengänge könnte unseren Assoziationen ferner liegen. Wir haben den Iran auf eigene Faust besucht und ein Land erlebt, das versucht Tradition und Moderne im Alltag zu vereinen. Ein Land voller gastfreundlicher, weltoffener Menschen – gefangen zwischen dem eigenen Willen und den Vorgaben des Staates.
In keinem Land werden wir so freundlich empfangen wie hier. Wo immer wir uns aufhalten, werden wir mit „Welcome to Iran“ begrüßt, nach Hause eingeladen oder zumindest um ein Foto gebeten. Und das nie unangenehm, sondern mit einem herzlichen Lächeln auf den Lippen. Ja, es klingt nach einer Liebeserklärung. Und genau die ist auch bitter nötig! Kaum ein Land hat mit so vielen Vorurteilen zu kämpfen. Wir spüren das selbst bei unseren Planungen, als wir mehrfach gefragt werden, ob Reisen dort wirklich sicher sei.
Und ja, das ist es! In keiner Sekunde haben wir uns unsicher oder unwohl gefühlt. Das Reisen im Iran führt durch eine jahrtausendealte Geschichte, geprägt von den Reisenden der Seidenstraße, den prunkvollen Moscheen und Prinzengärten. Fehlt nur noch Sherazade, die ihre 1001 Geschichten erzählt…
Wir können aber nicht unerwähnt lassen, dass der Iran auch neue Herausforderungen an uns stellt. Es ist kein klassisches Reiseland für einen Roadtrip und wird es vermutlich auch nicht werden. Zwar ist die Infrastruktur gut, aber die Distanzen groß und der Verkehr in den Großstädten unvorstellbar. Ja, wir alle kennen „Chaos“ auf den Straßen und auch die Leichtigkeit mit der Franzosen oder Italiener ihre Autos in viel zu kleine Lücken einparken. Aber das ist nichts, absolut nichts gegen den Verkehr in den iranischen Städten. Spuren, Ampeln, Schilder – alles eigentlich nur Vorschläge… auf die man nicht zu hören scheint.
Aufgrund der US-Sanktionen kann man im Iran weder Hotels bequem über booking.com buchen, noch mit Kreditkarte bezahlen. Man muss vor der Reise gut planen, viele Hotels per Mail anschreiben und kalkulieren, wie viele Iranische Rial man dann für die Reise mitbringt. Und nicht zu vergessen, die leidigen Kleidungsvorschriften. Nach meiner Reise durch Iran weiß ich, wie dankbar ich für unsere Freiheit in Deutschland bin. Ich bin froh, dass mir kein Kopftuch ständig vom Kopf rutscht (auch wenn das offensichtlich nur den Touris passiert). Ich bin froh, dass ich bei 30°C im Sommerkleid herumlaufen kann und ich bin froh, dass ich bedenkenlos meine eigene Meinung äußern darf.