Die vorerst letzte Woche in Namibia steht vor der Tür. Für den Grenzübertritt brauchen wir einen negativen Covid-19 PCR Test, den wir in Keetmanshoop machen wollen. Von dort aus ist es nicht mehr allzu weit bis zur Grenze und die Stadt bietet uns die Möglichkeit, uns nochmal komplett zu versorgen. Außerdem benötigt unser Auto auch ein wenig Liebe. In diesem Fall bedeutet das, dass zwei Reifen Luft verlieren, wir einen Steinschlag in der Frontscheibe haben und am hinteren Reifen der Schmutzfänger aus der Verschraubung gebrochen ist.
Auf dem Weg nach Keetmanshoop machen wir allerdings noch in der Naute Kristall Distillery halt. Dort brennt ein deutschsprechendes namibisches Ehepaar ganz wunderbaren Gin. Haben wir gehört. Außerdem erwähnte unsere Quelle, dass es dort auch noch großartigen Kuchen geben soll. Alkohol und Süßkram. Hat sich ein Stopp je verlockender angehört?
Wir werden nicht enttäuscht. Vor Ort empfängt uns nicht das Ehepaar, sondern eine Angestellte von ihnen. Johanna freut sich über unseren Besuch, ist dieser doch in der vergangenen Zeit durch Corona sehr zurückgegangen. Und wer soll sonst ihren Kuchen essen? Also erbarmen wir uns und schlagen zu. Das Gin-Tasting lassen wir fürs Erste aus, da wir ja noch ein wenig weiter müssen, geloben aber in ein paar Tagen zurückzukommen.
Mit vollen Bäuchen fahren wir nach Keetmanshoop und lassen die Reifen (Reparatur von zwei Reifen mit An- und Abbau für acht Euro) und den Schmutzfänger ausbessern. Die Reparatur des Schmutzfängers wäre kostenlos gewesen. Zitat des Werkstattmeisters: „Arbeitszeit kostet nichts, nur das Material und das war zu wenig, um es zu berechnen.“ Das Handwerk leidet in Deutschland schon Höllenqualen, da soll es in Namibia nicht auch noch darben. Also zahlen wir natürlich etwas in die Kaffeekasse ein.
Der Covid-Test in Keetmanshoop zieht sich jedoch ordentlich in die Länge… Wir sind pünktlich um neun Uhr bei unserem Termin. Erstmal müssen wir eine Litanei an Formularen ausfüllen. Dann teilt man uns mit, dass wir den Test bar zahlen müssen. Also watscheln wir zur Bank und kehren mit vollen Taschen zurück. Nun beschließt man, uns zu sagen, dass jetzt leider gerade niemand für uns Zeit hat, wir sollen doch bitte in ein paar Stunden wiederkommen. Wir schlagen die Zeit tot und stehen wieder pünktlich auf der Matte. Diesmal klappt alles und es wird uns versichert, dass wir das Ergebnis zwei Tage später vorliegen haben werden. Dabei handelt es sich aber um einen Feiertag in Namibia. Wir sind skeptisch und haken noch zweimal nach, aber die Zuverlässigkeit wird beteuert.
Keetmanshoop bietet so gar nichts, also fluchs die Stadt verlassen und zurück in die Wildnis. Alleine zwischen Köcherbäumen und unter einem spektakulären Sternenhimmel grillen wir unsere Oryxsteaks. Völlige Ruhe und Abgeschiedenheit lassen uns den Stress der Vortage vergessen.
Wie versprochen tauchen wir erneut in der Naute Kristall Distillery auf und nutzen nun die Chance zum Gin-Tasting. Natürlich lassen wir uns den Dattel-Karotten-Kuchen (Nachbacken sehr erwünscht!) wie gehabt nicht entgehen und kommen nicht drum herum, auch noch ein wenig für den kommenden Tag einzupacken. Außerdem ergattern wir frisches Brot, Datteln von der Plantage hinter dem Haus und eine Flasche Gin. Ein voller Erfolg!
Es beginnt unser letzter Tag in Namibia. Entgegen der Versprechungen haben wir natürlich keine Emails mit unseren Testergebnissen bekommen und ich beginne einen zweistündigen Telefonterror auf das Labor. Nach ca. drölfzigmillionenfachem Buchstabieren meines Nachnamens erhalten wir doch die erlösende Nachricht, drucken sie aus und fahren Richtung Grenze.
Frohen Mutes und gut vorbereitet stellen wir uns an und werden hart auf den Boden der Tatsachen geholt. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, da sonst etwaige Grenzbeamtinnen im Anschluss Ärger bekommen könnten, aber die folgenden zwei Stunden waren mit die längsten meines Lebens. Wir haben etwas verbockt und so folgen Diskussionen und Betteleien unsererseits. Letzten Endes dürfen wir unbehelligt nach Südafrika ausreisen, aber den Stress hätten wir wirklich nicht gebraucht.
Die südafrikanische Grenze ist harmlos und so beginnt unsere zweite Hälfte Afrika zwar mit einem Schreck aber glimpflich.