Ein entspannter Wochenstart steht an: drei Tage faulenzen im Luxushotel. Covid hat wahrlich alles andere als nur Vorteile, aber durch die wenigen Touristen werden die Preise oft zu unseren Gunsten angepasst. So bekommen wir ab und an Unterkünfte, die sonst weit außerhalb unseres Budgets liegen würden. Und dieses Mal wartet ein ganz besonderes Schmankerl auf uns: wir haben einen eigenen Whirlpool mit Meerblick! Einen Whirlpool!! Also nutzen wir ihn natürlich ausgiebig und machen einen auf Pauschaltourist. Wir pendeln zwischen Whirlpool, Infinity-Pool und Restaurant hin und her. Dort wurden die Preise allerdings nicht geändert, daher gönnen wir uns standesgemäß Bier statt Wein und auch nur einmal eine Nachspeise, die wir natürlich teilen.
Nachdem wir unsere Muskeln eher aufgeweicht als gestählt haben, wird es Zeit sie mal wieder zu beanspruchen. Vom Luxushotel geht es zurück zur Standardkategorie Hostel, wo wir Romana kennenlernen. Jap, das mit den Namen ist eindeutig verwirrend. Sie ist ungefähr die 273. Schweizerin, die wir auf unserer Reise treffen und wir beschließen kurzerhand gemeinsam wandern zu gehen. Weniger harmonisch als das Kennenlernen verläuft für uns allerdings der Abend, an dem wir noch ein Privatkonzert von einem israelischen DJ bekommen. Leider ist es Elektromusik, der weder Ramona noch ich viel abgewinnen können. War bestimmt gut, wir sind vermutlich einfach Kunstbanausen.
Mehr Genuss für Ramona, nicht für mich, stellt die Chance dar, mit unserem Host einen der teuersten Kaffees der Welt zu probieren. Juan zelebriert die Zubereitung dem Preis angemessen und statt südafrikanischem Wine-Tasting gibt es ein exklusives Kaffee-Cupping. Er freut sich so sehr darüber, dass Ramona der Kaffee schmeckt, dass er ihr sogar seine restlichen Bohnen schenkt. Die neue Aufgabe der Reise ist also eine Kaffeemühle dafür zu finden.
Wie wir feststellen müssen, führen wenig Touristen auch dazu, dass sich die Motivation, die Wanderwege in Schuss zu halten, in Grenzen hält. Leider sind daher nicht alle Wege zugänglich, aber wir ergreifen die einzige Chance, die sich uns bietet. Der Regen vom Tag zuvor hat seine Spuren hinterlassen und auch unsere Wanderung ist eher als matschig zu beschreiben. Die Wasserfälle entschädigen allerdings für alles. Im einen Moment sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr und im anderen schwillt plötzlich ein ohrenbetäubendes Rauschen an. Wagemutig stecke ich den Kopf zwischen die Lianen und sehe enorme Wassermassen aus dem dichten Urwald hinabstürzen. Am Eingang wurde uns aber gesagt, wir sollen den ersten Wasserfall nicht als erstes besuchen, also Kopf aus den Pflanzen zurückgezogen und weitergewandert. Kaum ist man wenige Schritte gegangen, übernehmen die Vögel wieder die akustische Untermalung. Wie auch schon in Costa Rica gelingt es uns nicht, einen Quetzal zu finden. Wir sind uns jedoch sicher, ihn immer wieder zwitschern zu hören. Allerdings weiß keiner von uns so genau, wie er sich eigentlich anhört. Eindeutig Profis am Werk.
In einem Canyon baden klingt als Alternative zum Wandern gar nicht so schlecht oder? Denken wir uns selbstverständlich auch und besuchen eine Badestelle in der Nähe. Wir wundern uns, dass trotz tollen Wetters dort so gar nichts los ist. Direkt bei unserer Ankunft werden wir von Polizisten angesprochen, die uns mitteilen, dass Schwimmen hier gefährlich ist. So ganz verstehen wir sie auf Grund mangelhaften spanischen Badecanyonspezialwortschatzes nicht. Aber nachdem sie uns nicht abhalten zum Wasser zu gehen, handelt es sich wohl nur um einen gut gemeinten Hinweis. Vermutlich hängt es damit zusammen, dass es in Panama nicht selbstverständlich ist schwimmen zu können. Das ist für ein Land, das zwischen zwei Meeren liegt, in der Tat einigermaßen erstaunlich. Sukzessive treffen zunehmend mehr Locals ein und wir beobachten, wie auch sie sich ausbreiten. Doch nur, bis plötzlich die Sirene eines Polizeiwagens die Stille zerreißt. Erst denken wir noch, dass sie einfach mit zwei wirklich unglücklich geparkten Wagen unzufrieden sind und fühlen uns nicht angesprochen. Als laufend mehr Locals das Wasser verlassen, kommt es uns doch komisch vor. Es hat anscheinend in den Bergen geregnet und es wird mit einigen Wassermassen gerechnet, die in die Schlucht drücken. Denen wollen wir uns auch nicht unbedingt aussetzen. „Action ja, Lebensgefahr nein“ ist ja immer mein Motto.
Regen hin oder her, wir haben noch nicht genug von den Bergen. Unsere nächste Unterkunft liegt abseits der Straße und so müssen wir uns „schwer“ bepackt zu Fuß auf den Weg machen. Unterwegs beginnt es erst langsam und dann immer stärker zu regnen. Trotz unserer vorsorglich angezogenen Regenklamotten kommen wir oben ordentlich durchnässt an. Den Rest des Tages lässt sich in der Höhe nichts mehr unternehmen, wir können kaum weiter als 30 Meter schauen, die Wolken schließen uns völlig ein.
Doch neuer Tag, neues Glück. Das Tal zu unseren Füßen wird in der Sonne angestrahlt und der Volcán Barú erhebt sich weit entfernt am Ende der Ebene. Der Wetterumschwung motiviert uns und wir brechen zu einer Wanderung auf. Leider wird es wieder gezwungenermaßen eine kurze, denn auch hier sind viele Wege auf Grund von fehlender menschlicher Pflege oder zu viel Wasser gesperrt. Bei mindestens 99% Luftfeuchtigkeit gibt es aber Schlimmeres als schon nach wenigen Stunden bei der unendlich bequemen Hängematte anzukommen. Auch wenn die Kolibris um unsere Köpfe schwirren, braut sich in den Bergen das nächste Unwetter zusammen und so währt die Freude über den Ausblick nur kurz. Keine Sekunde zu spät machen wir uns auf den Rückweg, denn kaum sind wir am Auto angelangt, prasselt schon wieder der Regen auf die Windschutzscheibe. Und dass Mietwagenfirmen es nicht gerade als ihre erste Priorität sehen, abgenutzte Wischblätter zu ersetzen, muss ich hier sicherlich nicht extra erklären. So wird die Fahrt ein wenig zum Blindflug, aber Geschwindigkeit ersetzt Scheibenwischer.
Das Baden im felsigen „Naturschwimmbad“ sieht reizvoll aus….wie warm oder kalt war denn dort das Wasser?
Auch sonst wieder üppige Natur….und besonders kalt scheint es nicht zu sein. Im Gegensatz zu unserem Wetter hier. Der 1. Mai heute ist kalt und nicht besonders sonnig. Gab schon mal schönere Maifeiertage….