Man muss kein großer Detektiv sein, um zu erkennen, dass wir unser Herz ganz offensichtlich an einen bestimmten Kontinent verloren haben. Natürlich zählt auch Ägypten schon wieder zu Afrika, aber kaum sind wir in Tansania gelandet, fühlen wir uns wieder wohl. Es klingt komisch und so richtig kann ich es auch nicht in Worte fassen, aber ein wenig ist es wie nach Hause kommen. In Ägypten fühlten wir uns zeitweise getrieben. Von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, volle Städte, nette aber zum Teil auch stressige Begegnungen. Hier überkommt uns sofort eine innere Ruhe, die wir nicht konkret beschreiben können.
Die Einreise läuft für ein Land, in dem es bis vor einigen Wochen noch „kein Covid“ gab, äußerst strukturiert ab. Gleich nach dem Verlassen des Flugzeugs müssen wir uns auf festgeklebte Bodenmarkierungen stellen, das Tragen der Masken und Desinfizieren wird akribisch überwacht und unsere Online-Anmeldung digital überprüft. Nach Kontrolle unseres PCR-Tests melden wir uns für den aktuell notwendigen Schnelltest an und während wir auf das Ergebnis warten, können wir die reguläre Einreiseanmeldung ausfüllen. Doppelt negativ getestet, ausgestattet mit Visum und Gepäck verlassen wir nach knapp einer Stunde den Flughafen. Hätte nicht besser laufen können.
Nach der Übernahme unseres Landcruisers mit Dachzelt sitzen wir gleich auf dem ersten Campingplatz stundenlang mit anderen Overlandern aus Südafrika zusammen und genießen den Abend. Ganz nebenbei springen wertvolle Informationen heraus, wo man hier am besten einkauft, welche Routen zu empfehlen sind und wo wir eine lokal hergestellte Massai-Decke ergattern können. Lustigerweise stellt sich schnell heraus, dass Caroline und Peter gemeinsam mit Jeroen und Marieke unterwegs waren, bevor wir die beiden in Namibia kennengelernt haben. Afrika ist ein Dorf.
Dann geht alles ganz schnell und wir sind auf dem Weg in die Serengeti. Am liebsten würden wir eine Woche dort verbringen, aber Tansania fährt eine Preispolitik, die es uns leider unmöglich macht, solange zu bleiben. Die Tage sorgen allerdings dafür, dass wir ganz konkret über einen Schnellkredit nachdenken. Die vielen Nationalparks, die wir nun schon gesehen haben, waren alle beeindruckend, aber die Serengeti ist an Schönheit nicht zu übertreffen. Sie ist völlig zurecht das Synonym für Safari. Wir haben noch dazu das Glück, dass die „Great Migration“ (die große Tierwanderung der Gnus in Richtung Masai Mara, Kenya) schon begonnen hat. So überblicken wir zehntausende von Gnus, die sich in endlosen Reihen nach Norden schlängeln. Ganz nebenbei kommen uns auch Löwen, Geparden, Hyänen, Hippos, Elefanten und viele Antilopenarten vor die Linse. Insbesondere der König der Tiere blickt heroisch auf sein Königreich herab und könnte gar nicht besser Fotomodel spielen. Einzig das Motorengeräusch unseres etwas betagten Landcruisers verschreckt kurzzeitig die Gemüter.
Als wir uns schweren Herzens aus der Serengeti verabschieden müssen, sind wir platt. Die Gamedrives nehmen nicht nur viel Zeit im Auto in Anspruch, sondern sind auch anstrengend, weil man sich ständig konzentriert umschaut und jeden zweiten Baumstumpf für ein ganz besonders seltenes Tier hält. Die lange An- und Abfahrt über die Wellblechpiste der Ngorongoro Conservation Area, die fehlenden heißen Duschen und die (jugendfrei formuliert) außerordentlich kalten Nächte tun ihr Übriges. Da kommt uns ein Campingplatz mit Sonne, Pool und eben nicht fehlenden heißen Duschen gerade recht. Wobei ich fairerweise zugeben muss, dass der Pool mies kalt ist. Statt allzu viel zu baden, verchillen wir die Zeit daher lieber mit Ruth, Birgit und ihrer Lady Elise. Afrika, Dorf und so: wir haben von den beiden schon bei Tanja und Armin gelesen, die uns wiederum bei unserer Ägypten- und Tansania-Planung mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben und mit denen wir gedanklich durch Mosambik reisen.
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