Chobe National Park
Bei der Fahrt die A33 entlang gilt es alle drei Kilometer auszusteigen und sich in eine dubiose Liste einzutragen. Name, Geburtsdatum, Ausweisnummer und Kennzeichen. Kontrolliert aber keiner. Es wird daher den Rangern eine große Freude sein, dass Dagobert Duck sie besucht hat. Hab ich gehört. Wir sind natürlich vorbildlich und tragen uns immer ordnungsgemäß ein. Jedes Mal. Hundert Mal. Mindestens. Chobe NP
Wir fahren in die Chobe Flood Plains im nördlichen Teil des Chobe NP. Für den großen Teil im Süden reicht unsere Zeit leider nicht. Die Flood Plains sind ein Erlebnis und ein Mix aus allem, was das südliche Afrika zu bieten hat. Wir gamedriven mit unserem Toyota über enge Wege und teilweise steile Sandrampen bis direkt an den Kwando. Zu beiden Seiten erstrecken sich Flächen, die wie gemacht sind für Herden von Antilopen, Zebras, Büffeln.
Und zu Ramonas nicht zu bremsender Freude dümpeln dort auch jede Menge Hippos im Wasser. Ramona liebt Hippos. Sehr. Und wir haben das Glück unmittelbar neben zwei ausgewachsenen und zwei kleineren halten zu können, die an Land grasen. Niemand stört uns und diese grazilen, zarten, ruhigen und schönen Tiere. Irgendwann drängen sie sich auf vier Quadratmetern Schlamm – es ist ja auch nicht genug da – und verdauen die üppige Mahlzeit. Die Ruhe der Situation steht im Kontrast zu der Narbe, die das Muttertier an der Seite trägt. Wenn man sie so angekuschelt liegen sieht, ist es kaum vorstellbar, dass sie als die gefährlichsten Tiere Afrikas gelten. Ramona würde am liebsten mit ihnen kuscheln, denn sie sind soooo süß, aber in unsere Wohnung passt leider kein (Baby-)Hippo.
Chobe River Cruise
Gegen Abend buchen wir an einem kleinen, dubiosen Stand neben der Straße eine River Cruise. Uns war von vornherein wichtig, nicht auf eines der großen Touriboote zu geraten. Diese sind zum Teil zweigeschossig und haben mehr etwas von Mississippi Dampfer als von einem Game Drive zu Wasser. Unser Boot ist zum Glück nur mit acht Personen besetzt und so klein, dass es auch in die Seitenarme fahren kann. Was unser Guide Jay dann auch tut. Jay ist lustig, ein bisschen verrückt und mobbt gerne andere Bootsführer. Er weiß einfach, was Touristen mögen, aber seinen Job macht er enthusiastisch und gut.
Jay will uns den Sonnenuntergang präsentieren und plant daher von Beginn an seine Route so, dass wir am Ende am perfekten Fotospot sind. Er weiß, was er tut und so wird die gesamte Tour für uns ein voller Erfolg. Von Hippos über badende Elefanten (und ein zwei Tage altes Kalb), von Weißkopfseeadlern über uralte Büffel, ist alles dabei.
Wie Jay uns erklärt, sind Krokodile, die an Land liegen satt und verdauen. Wir entdecken zwei Krokodile und als wir auf sie zufahren, gleitet eines ins Wasser. Die Luftblasen nähern sich dem Boot und Jay weist uns nochmal nachdrücklich darauf hin, dass Hände im Wasser eine semigute Idee sind (deswegen werfe ich im Verlauf der Tour auch nur meine Sonnenbrille ins Wasser). Spätestens als die Linie der Bläschen unter dem Boot mit dem sehr, sehr niedrigen Rand hindurchführt ist allen klar, warum. Man fühlt sich wie ein Krokodilhappen (Uhaha!).
Während wir kurze Zeit später einen Blick auf zwei weiße Reiher am Rand des Flusses werfen, schießt ein Krokodil aus dem Wasser und zurück bleibt nur einer von beiden. Dieser ist aber so schockiert, dass er vorsichtshalber mal fünf Minuten lang die Stelle anstarrt, an der sein Kumpel gerade noch gestanden hat. Ein angeborener Überlebensinstinkt sieht anders aus, ein Krokodilbuffet dagegen wohlso.
Auf dem Weg zurück zur Campsite haben wir enormes Glück. Eine halbe Stunde vorher hat sich Jay noch beschwert, dass er seit knapp zwei Monaten keine Wildhunde mehr gesehen hat. Und wir landen direkt in einem ganzen Rudel. Die Welpen spielen vor sich hin und die erwachsenen Tiere passen auf, dass ihnen keiner zu nahe kommt. Alle Autos halten gebührend Abstand und beobachten das Schauspiel.
Nur ein dicker Brite, der nicht nur der roteste und der dümmste Mensch unter der Sonne ist, meint, dass er der mutigste sei. Er steigt aus, nimmt sich ein Bier von seiner ähnlich intelligenten Begleitung und lehnt sich prollig an sein Auto. In dem Moment als er den Wagen verlässt, kommt Bewegung in das Rudel. Die Elterntiere werden nervös, rufen ihre Welpen zu sich und positionieren sich in Richtung des Briten. Jetzt wünschen wir uns einfach nur, dass Britenfett auf der Speisekarte von Wildhunden steht. Es muss immer Gewinner des Darwin Awards geben. Mein wohl artikulierter Hinweis an den Engländer, dass sein Gesäß sich jetzt viel besser im Auto machen würde als davor, wird mit einer obszönen Geste und der Aufforderung, sich zu schlagen, beantwortet. Und ehrlicherweise ist das Bedürfnis, diesem Wunsch nachzukommen, kurz da. Aber die Tiere machen das einzig Richtige. Sie machen sich nicht die Zähne schmutzig und verschwinden im Gestrüpp.