Der Royce Royce unter den Nationalparks
Nicht. Also zumindest nicht für uns. Der Etosha.
Ich muss vorweg nehmen, dass wir an unsere erste Safari natürlich große Erwartungen haben. Am liebsten wollen wir alle Big Five sehen, Maltes großer Traum sind Löwen in freier Wildbahn. Der Etosha gilt als nahezu „Löwen-sicher“ und wir haben unzählige Aufnahmen gesehen, bei denen die Tiere direkt neben der Straße faulenzen.
Wir machen uns also frühmorgens auf den Weg, bestens ausgerüstet mit Kamera, Fernglas und einer Übersichtskarte zu den Wasserlöchern. In dem Heft des National Parks (kann man direkt im ersten Camp kaufen) sind auch Seiten mit Tierbildern. Während wir fahren, halte ich die ganze Zeit den Kugelschreiber gezückt, um fleißig abzuhaken, was wir entdeckt haben.
Unser erstes Wildtier, das wir bereits kurz nach der Einfahrt in den Park erblicken, ist ein apathisch wirkender Elefantenbulle. Er steht alleine hinter Buschwerk und scheint sich kaum zu bewegen (Spoiler: als wir am späten Nachmittag nach unseren Gamedrives zurückkehren, steht er noch genau an derselben Stelle…). Wir sehen auch ziemlich schnell die ersten Zebras, Schakale, Oryx-Antilopen, Erdhörnchen und Springböcke. Ich darf viele Häkchen machen. Mein Herz schlägt höher, als wir in einiger Entfernung eine Giraffenkuh mit Jungem entdecken! Es ist unglaublich, diese „klassischen Zoo-Tiere“ endlich in der Natur zu erleben.
Danach folgt für uns aber eine lange Durststrecke, nahezu alle Wasserlöcher sind verwaist. Weit und breit keine Raubtiere – oder vielleicht sind auch genau deshalb die Wasserlöcher leer. Wir wären bereit für den ersten durstigen Löwen.
Igitt.
Was wir statt Raubtieren sehen, sind verdreckte Camps und Sanitäranlagen. Gleich nach der Einfahrt in den Park macht das erste NWR-Camp Okaukuejo nicht gerade den besten Eindruck. Bei den Toiletten lassen sich die Türen nicht verschließen, Seife oder Desinfiziergel gibt es am Waschbecken nicht.
Innerhalb des Parks wird es nicht besser. Dort gibt es immer wieder eingezäunte, wildtiersichere Bereiche, in die man mit seinem Auto fahren kann (das Tor sollte man selbstverständlich dahinter wieder schließen 🙂 ). Dort sind Picknickplätze angelegt und Toilettenhäuschen gebaut. Mülleimer und Toilettenhäuschen zu benutzen wird aber wohl überbewertet. Noch nie haben wir in einem National Park etwas so Widerliches gesehen. Anscheinend empfinden die meisten Safarigäste die Häuschen als ekliger als die Natur und verteilen daher ihre Toilettentaschentücher und ihren Picknickmüll im gesamten Bereich. Auch das Leeren der Mülleimer ist wohl nicht obligatorisch.
Wir übernachten in der Mitte des Etosha Parks im NWR-Camp Halali. Die Stellplätze dort sind doppelt gebucht und bis spät in die Nacht herrscht ein solcher Lärm, dass man kaum schlafen kann. Aber einen riesigen Pluspunkt hat das Camp, der einen eher unerfolgreichen Safaritag in allem aufwiegt: ein beleuchtetes Wasserloch!
Gamedrive
Unser zweiter Tag läuft erfolgreicher und auf unserer Übersicht erscheinen Häkchen für Gnu, Kudu und Warzenschwein. Einige Wasserlöcher sind gut besucht und wir beobachten stundenlang das Treiben der Tiere. Es scheint eine genau Ordnung zu geben, wer mit wem zusammen trinken darf. Während sich Giraffen kaum stören lassen, verschwinden kleinere Antilopen sofort vom Wasser, sobald sich Elefanten nähern. Nur Kudus warten erst einige Minuten und gesellen sich dann doch zu den grauen Dickhäutern. Herrlich zu beobachten sind trinkende Giraffen – grazil ist anders.
Aber Zebras beim Trinken zu beobachten, ist auch nicht weniger unterhaltsam. Anstatt abwechselnd zu trinken, senken alle gleichzeitig den Kopf, um bei dem kleinsten Geräusch hektisch den Kopf zu heben und fluchtbereit zu sein. Unser Tipp wäre, sich das eine oder andere von Erdmännchen abzuschauen – ein „Hey Alan“ würde doch als Warnung genügen.
Wir sehen sogar drei Löwinnen, weit weg im Gras versteckt… aber als halber Haken gilt es!
Bei unserer Ausfahrt aus dem Von Lindequist Gate überrumpelt uns noch die Straßensperre zur Veterinärsgrenze. Dabei müssen Lebensmittel wie Fleisch und andere tierische Produkte entsorgt werden. Interessanterweise finden sich online nur Infos dazu, dass keine Produkte von Norden nach Süden transportiert werden sollen, um eine Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche zu verhindern. Wir fahren aber von Süden nach Norden und müssen dennoch unsere Vorräte abgeben. Seltsam.
Alles in allem ist der Etosha für uns der ideale Park, um die ersten eigenen Gamedrive-Versuche zu starten. Die Straßen sind breit und gut ausgebaut (auch wenn wir mal wieder einen Reifenwechsel nötig hatten 🙂 ), die Wasserlöcher leicht zu finden und die Tiere gut zu beobachten. Für uns haben zwei Tage dort gereicht. Wir hätten es uns beschaulicher, enger und wilder gewünscht.