Banff National Park
Wir erreichen den ersten „richtigen“ Ort unseres Roadtrips: Banff. Bekannt für Outdoor Filmfestspiele und Wintersport – ein bisschen wie die nordamerikanische Version von Serfaus, Sölden oder Mayrhofen. Man merkt an jeder Ecke, dass der Ort auf Wintersport und Tourismus ausgelegt ist. Alles ist sauber und so schön angelegt, dass sogar Rehe in der Stadt grasen. In den Fußgängerzonen reihen sich Outdoorläden und Cafés aneinander – alles unter dem wachsamen Blick des Mount Rundle, Banffs Hausberg. Wir können es hier definitv länger aushalten und kommen nicht mal umhin, ein wenig Merch zu kaufen. Irgendwie sind die Shirts cooler als ein „München“ oder „Berlin“-Pullover.

Wir wollen aber nicht nur durch die Stadt schlendern, sondern auch die umliegenden Berge erkunden. Angedacht haben wir eine kleine Nachmittagstour: Start ist in der Nähe des Campingplatzes, das Wetter ist gut, die Bilder der Tour sehen vielversprechend aus und allzu lang ist sie auch nicht. Geworden ist daraus eine fiese Sporteinheit mit nicht zu vernachlässigenden Höhenmetern, die aber – wie in Kanada üblich – mit einem tollen Blick belohnt wird. Fazit: Vorab besser die Eckdaten als die hochgeladenen Bilder zur Entscheidung heranziehen.
Auf dem Heimweg präsentieren sich dann aber auch noch ein Elk (nicht mit Elch zu verwechseln) und Dickhornschafe am Straßenrand, sodass die Anstrengung versöhnlich beendet wird.
Wanderung: C-Level-Circuit



Ein bisschen gemütlicher geht es auf unserer Wanderung über den Boulder Pass zum Ptarmigan Lake zu. Der Weg führt uns durch ein wunderschönes Tal: umgeben von 3000ern, über kleine Brücken und vorbei an blühenden Wiesen.
Wir haben auch noch Zeit für ein gemütliches Picknick, aber bevor wir noch ernsthaft über die Umrundung des Sees nachdenken können, begegnen zwei älteren Wanderinnen. Die beiden haben eine knappe Woche hier in der Höhe gecampt und ziehen sich hektisch Regensachen an. Wir wundern uns noch, aber knappe 1,5 Minuten und 200 Meter später gehen wir in die selbe Hektik über.
Wir stecken mitten im August in einer Gewitterwolke, aus der es erst zu regnen, dann zu hageln und letztlich zu schneien beginnt. Um uns herum stürmt, blitzt und donnert es. Wir sind froh um unsere lange Outdoorbekleidung und noch froher um einen Spalt zwischen großen Felsen, in dem wir das Gewitter vorüberziehen lassen können. Mit jedem Höhenmeter nach unten wird der Regen weniger und letztlich gehen wir im Trockenen den Weg zu Ende. Zum ersten Mal sind wir dann doch ganz glücklich über die heiße Dusche im Camper.
Wanderung: Boulder Pass



Lake Louise und Moraine Lake
Was soll man sagen: Wie die Garden Route in Südafrika oder die Pyramiden in Gizeh, so ist der Lake Louise Pflichtprogramm in Kanada. Allerdings gilt auch hier ein wenig die Erfahrung, die wir bereits bei vielen besonders bekannten Sehenswürdigkeiten sammeln konnten: Bekanntheit muss nicht zwingend mit besonders sehenswürdig gleichgesetzt werden.
Bereits Monate im Vorhinein sind die Shuttletickets zum Lake Louise und Moraine Lake ausverkauft. War es bis vor kurzem noch möglich, einfach mitten in der Nacht auf einen der Parkplätze zu fahren, verhindert das jetzt eine Schranke. Auch die Verbindungsstraße zwischen den Seen ist in den Sommermonaten für den Privatverkehr gesperrt. Und ja, auch wir haben Monate im Voraus die Tickets gebucht. Wir stehen also mit vielen anderen pünktlich um 06.45 Uhr am Lake Louise und warten auf den Sonnenaufgang. Und sehen… nichts. Es ist viel zu wolkig und die Sonne hat keine Chance gegen die grauen Schleier.
Also machen wir uns auf den Weg über den Moraine Lake zu den Consolation Lakes. Die Seen liegen am Ende eines Tals und geben den Blick auf einen spektakulären Gletscher frei. Man kann mit bloßem Auge die eisblauen Abbruchkanten sehen und immer wieder zeigt sich ein Stückchen blauer Himmel.
Als wir zum Moraine Lake zurückkehren, ist das Wetter zunehmend gnädig gestimmt und lässt Sonnenstrahlen durch die Wolken schießen. Bereits beim ersten (noch wolkenverhangenen) Blick an gefällt uns der Moraine Lake durch seine eng von Bergketten umschlossene Lage besser als der Lake Louise. Und spätestens jetzt hat er gewonnen: Der Blick auf das türkisblaue Wasser zwischen den Steilhängen ist sehr beeindruckend.
Passend zu dem Ambiente und unserer Vorstellung von Amerika werden wir noch zum Publikum eines Heiratsantrags. Viele Tourist:innen zeigen sich so enthusiastisch (von der Größe des Rings), dass das frischverlobten Paar schnell in der Menge verschwindet. Vielleicht doch zu viel Publikum.
Wanderung: Consolation Lakes Trail


