Wadi Bani Awf

Der Wagen will zeigen, was er kann und wir wollen richtig in die Berge. Von Rustaq fahren wir über das Hajar-Gebirge (Jebel Akhdar-Gebirgszug) nach Nizwa. Wir biegen kurz hinter Rustaq (auf der 13 Richtung Al Awabi) rechts in das Wadi Bani Awf ab. Zum Glück mit Allrad. Ohne wären wir nicht weit gekommen.

Tatsächlich kommen wir auf den ersten Versuch auch nicht weit, weil wir schon nach wenigen Kilometern rechts einen Spalt in den Felsen entdecken. Im Reiseführer haben wir von einer schmalen Schlucht gelesen, die man ein wenig hineinwandern kann. Genau das wollen wir natürlich probieren. Es ist mehr ein Klettern als Wandern. Die Steine werden schnell größer, aber wir geben nicht auf. So lange wir noch Schuhabdrücke von anderen Wanderschuhen sehen, geht es weiter. Tatsächlich kapitulieren wir erst als die Schlucht immer enger wird und tiefes Wasser führt. Also ich kapituliere, Malte wagt kurzerhand den Sprung ins kühle (besser gesagt a*kalte) Wasser und durchschwimmt die schmale Passage. Dahinter öffnet sich die Schlucht wieder und könnte weiter durchwandert werden. Unser Dilemma mit dem fehlenden Drybag zieht sich wohl durch die Reise.

Nach der Schlucht wird auch die Piste immer enger und windet sich steil den Berg nach oben. Zum Glück halten Hinweisschilder normale PKWs von dieser Strecke ab. Fraglich ist nur, ob wir ohne Allrad überhaupt bis zu diesem Schild gekommen wären.

Je weiter wir uns die Kurven nach oben kämpfen, desto spektakulärere Blicke eröffnen sich uns. In einiger Entfernung erspähen wir einen leuchtend grünen Punkt zwischen in den grau-braunen kargen Felsen. Je näher wir kommen, desto mehr wird der Punkt zu einer eindeutig abgegrenzten Fläche. Maltes Spürsinn ist geweckt, seine Augen beginnen zu strahlen und die Aufregung steigt: ist das etwa ein Rechteck? Ein Rechteck mit saftig grünem Rasen? Ein Fußballfeld mitten im Gebirge?

Was soll man sagen? Ja, ein Fußballfeld. Offensichtlich gesponsert von Audi. Perfekt gepflegt, verlassen inmitten der kargen Landschaft und einladend mit einem Fußball dekoriert

Aufgrund des fehlenden Gegners entscheidet sich Malte für einen Sieg der eigenen Mannschaft und klettert schweren Herzens wieder hinter das Steuer. Aber er soll für seine Mühen belohnt werden (und ich für meine recht häufig auftretenden Schreckmomente, über die Kante zu rutschen). Besonders beeindruckend zieht sich die tief eingeschnittene „Snake Gorge“ durch die Felsen. Der Blick über die Gebirgslandschaft ist atemberaubend!

Hat man keinen Allradwagen (oder mag keine Schluchten erklettern oder in aller Abgeschiedenheit Fußball spielen), kann man einen Aussichtspunkt auch über die Teerstraße von Süden kommend erreichen.

Wadi Nakhdar oder der Grand Canyon des Oman

Ein anderer Tag, ein anderes Abenteuer. Durch das Wadi Ghul kämpfen wir uns auf 2000m Höhe. Das dort liegende Hochplateau eröffnet den Blick auf den höchsten Berg Omans, den über 3000m hohen Jebel Shams. Der Blick in das zerfurchte Tal unterhalb ist wunderschön. Der Grand Canyon des Oman. Schmaler als sein großer Bruder in den USA, aber stellenweise genau so wenig abgesperrt. Was folglich zu weiteren Schreckmomenten führt. Malte findet es spitze, frei herumlaufende und kletternde Ziegen zu imitieren und sich möglichst nah an die Kante heranzuwagen – „Living on the edge…“

Großartig.

Nizwa

Jahrhundertelang war Nizwa das politische und religöse Zentrum Omans. Zuerst als Hauptstadt, dann als Sitz der ibaditischen Imame spielte die Stadt am Fuße des Hadschar-Gebirges immer eine bedeutende Rolle. Beim Amtsantritt des regierenden Sultans Qaboos wurde daher sogar erwogen, Nizwa wieder zur Hauptstadt des Landes zu machen. Obwohl Nizwa das Rennen gegen Muscat verlor, wurden in den 90er-Jahren großzügige Modernisierungsarbeiten geleistet und die Stadt zeigt sich von ihrer besten Seite. Wunderschöne gepflasterte Fußwege führen durch die makellos saubere Innenstadt. Der massive Wehrturm des Forts mit seinen 45m-Durchmesser ist dabei genauso sehenswert wie die Sultan Qaboos Moschee. Sie zählt zu einer der wenigen Moscheen Omans, die auch von Nicht-Muslimen betreten werden darf.

Freitag ist Markttag!

Ganz ehrlich? Sowas haben wir noch nie gesehen. Ein Gewusel, Gerufe – überall Trubel… Der traditionelle Tiermarkt in Nizwa ist wirklich ein Spektakel.

Obwohl wir richtig früh aufstehen, ist der Parkplatz am Markt schon heillos überfüllt. Mit viel Gequetsche finden wir noch eine Parkmöglichkeit (Parkplatz ist dafür ein zu großes Wort) und stürzen uns ins Getümmel. Überall gackern Hühner, blöcken Ziegen oder muhen Kühe.  Mit ein paar anderen Touristen wagen wir uns in einem überdachten Rondell auf die mittlere Plattform. Bester Platz ever! Während wir leicht erhöht stehen, beginnen die Verkäufer die Ziegen um uns herum im Kreis zu führen. Es dauert nicht lange, dann geht es los mit Diskutieren und Feilschen. Die Ziegen werden genau begutachtet und betastet. Während die Männer handeln, stehen die Frauen ruhig im Hintergrund und beobachten das Treiben. Wir müssen jedes Mal schmunzeln, wenn ein Mann eine Ziege zum Kauf auserkoren hat, dann erstmal seine Frau um ihre Meinung bittet, um sich dann von ihr das Geld zum Kauf geben zu lassen.

Nach einer halben Stunde beginnen die Omanis, die vor uns am Rand der Plattform sitzen, plötzlich nach hinten zu rutschen und ihre Füße einzuziehen. Verstehen wir erstmal nicht so richtig.

Erklärt sich aber schnell bei der nächsten „Verkaufsrunde“: nach den Ziegen werden Rinder im Kreis geführt. Mit ihren riesigen Hörnern und muskulösen Beinen wirken sie durch den leichten Strick um den Hals nicht so richtig gebändigt. Heute entscheiden sie aber wohl, dass sich ein Ausbruch nicht lohnt und lassen sich gemütlich führen. 

Nach etwa einer Stunde ist der Trubel vorbei und als wäre nichts gewesen, kehrt auf dem Platz wieder Ruhe ein. Die Käufer und Verkäufer machen sich (hoffentlich glücklich mit den getätigten Geschäften) auf den Nachhauseweg und die Touristen schlendern weiter über den angrenzenden Souq.

Reise weiter

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