Auf in die Wüste
Vor uns liegt eine Nacht in kleinen Hütten, umgeben von Wüstensand und klarem Sternenhimmel. Was will man mehr? Da braucht es weder warme Duschen, noch elektrisches Licht. Wir freuen uns tierisch auf das Nomadic Desert Camp! Malte will endlich mal richtig im Sand fahren, vielleicht bietet sich ja auch die eine oder andere Möglichkeit, eine kleine Düne mitzunehmen.
Treffpunkt aller Gäste ist Al Wasil, von wo aus man entweder abgeholt wird oder mit dem eigenen Wagen fahren darf. Gut behütet reihen wir uns mit unseren schicken Allradmietwägen zwischen einem Guide und einem Einsammler am Ende (für die langsam fahrenden, weniger mutigen Wüstenanfänger) ein. Wir haben es nicht geschafft, direkt hinter dem Guide zu fahren, daher wagt Malte nach wenigen Kilometern den ersten Überholvorgang und wir fahren nun ganz vorne mit. Dann daneben. Und was passiert, wenn sich zwei junge Omanis von einem Touri herausfordern lassen? Ein riesiger Spaß!
Schnell haben wir die restliche Gruppe hinter uns gelassen und fahren über kleine Dünen und wenig ausgefahrene Pisten. Wir passieren einige andere „luxuriöse“ Wüstencamps – Variante Glamping, aber unser Camp liegt am weitesten in der Wahiba. Strahlend parken wir unser Auto, die Beduinen und Malte haben schon Freundschaft geschlossen.
Zum Sonnenuntergang fahren wir noch weiter in die Wahiba hinein. Während unsere Gastgeber auf einem kleinen Feuer Qahwa (arabischen Kaffee) kochen und die obligatorischen Datteln vorbereiten, laufen und springen wir durch den warmen, feinen Sand. Die Weite der Wüste und die Farben der untergehenden Sonne sind überwältigend.
Eine Nacht in der Wüste
Zurück im Camp wird uns ein fantastisches Buffet aufgetischt: frisch am Feuer gebackenes Brot, Gemüse, Hähnchen, Reis, Suppe, Deserts… Wir können gar nicht so viel essen, wie wir eigentlich möchten. Satt und faul liegen wir lange am Lagerfeuer – über uns der klarste Sternenhimmel, den wir je gesehen haben. Ohne elektrisches Licht, nur umgeben von der Stille der Natur, können wir die Menge der Sternschnuppen und freien Wünsche kaum noch zählen.
Im Dunkeln flackern wir uns mit unseren Taschenlampen zurück zur Hütte und kriechen müde unter die Bettdecken. Die Ruhe währt jedoch nicht lange. Mitten in der Nacht hören wir plötzlich kratzende Geräusche. Immer wieder unterbrochen von Gluckern. Und das verdammt nah. Um uns herum ist es stockfinstere Nacht und wir sind nur umgeben von einer dünnen Strohwand. Mir gehen die verrücktesten Gedanken durch den Kopf und ich kann die Geräusche überhaupt nicht einordnen. Malte ist dagegen mutiger und entscheidet, den Kopf aus der Hütte zu strecken. Erstmal kann er nichts erkennen, wie gesagt – dunkel, kein elektrisches Licht. Also ein zweiter Versuch mit Taschenlampe. Während ich noch angespannt im Bett liege, beginnt er leise zu lachen. Durch das Camp wandern Kamele! Hin und wieder knabbern sie genüsslich an den Dächern der Hütten. Und wer viel Stroh knabbert, muss natürlich auch mal den Wassertank mobilisieren.
Und da sind sie wieder!
Nur wenige Stunden zuvor haben sie mich beinahe zu Tode erschreckt, jetzt wagen wir uns sogar auf ihre Rücken. Zu unserer Nacht in der Wüste gehört auch ein morgendlicher Kamelritt (auf offensichtlich frisch gestärkten Tieren). Um genau zu sein, ist es ein Dromedarritt – hört sich aber blöd an. Und Dromedare sind ja auch Kamele, also vereinfachen wir das Ganze. Nach einem Ausritt auf dem Rücken der Tiere weiß ich auf jeden Fall, warum sie auch ganz grazil Wüstenschiffe genannt werden. Schaukelt ordentlich.
Aus dem Camp herausfahren darf man dann alleine, unsere Spuren vom Vortag sind ja noch nicht verweht.