So, ab jetzt hinken wir offiziell unserem „Reiseplan“ hinterher. Eigentlich wollten wir nur drei Wochen in Namibia verbringen, denn „hier waren wir ja schon“. Aber keine Chance, das zu halten. Es ist einfach zu schön hier. Wir können so entspannt reisen wie noch nie und jeden Tag neu entscheiden, wo wir wie lange bleiben möchten. Selbst Ramona hat es nicht mehr so mit dem Planen und wir müssen jedes Mal bei den unzähligen Registration-Books um Hilfe bitten, wenn wir das Datum eintragen.
Nach unserem Stopp in der Zivilisation von Swakopmund freuen wir uns jetzt wieder auf die Ruhe der Natur. Und zwar die absolute Ruhe. Uns erwartet die Spitzkoppe – das Matterhorn Afrikas. Wir sehen sie schon rund 20km, bevor wir sie erreichen. Wie aus dem Nichts türmt sich die Spitzkoppe mit ihren 1728 Metern inmitten der Weite auf. Und auftürmen ist das richtige Wort. Denn um die Spitzkoppe herum liegen die Felsen wie zu groß geratene Kiesel auf einem Haufen. In der Abendsonne glüht dann die gesamte Umgebung feuerrot. Einfach nur extrem schön. Kitschig, ich weiß, aber was soll man machen? Es wird nämlich nicht besser. Der Mond scheint die letzten Nächte schon so hell, dass man einen Mondschatten wirft. Dadurch kann sich zwar der wunderbare Sternenhimmel gar nicht so präsentieren, wie wir es erhofft hatten, aber das Licht ist mystisch. Kitschig, mystisch… Damit es nicht zu viel wird: der Campingplatz hat keinen Strom, kein Fließendwasser, dafür ein Plumpsklo.
Nach einem kurzen Abstecher über Windhoek mit Café, Bummeln und kleiner WLAN-Pause, einer Nacht auf einer Rinderfarm ohne Rinder (kein Regen, kein Gras, hallo Klimawandel) und einem Offroadtrack geht es wieder in die Namib-Wüste.
Hatten wir letzte Woche noch mit dem Auto Spaß, die Dünen zu bezwingen, werden wir es nun mit den Beinen versuchen. Zwei der höchsten Dünen der Welt erwarten uns rund um das Sossusvlei: Big Mama und Big Daddy. Unser Tag beginnt früh. Sehr früh. 4.45 Uhr früh. Aber wer zum Sonnenaufgang in den Dünen sein will, der muss in den sauren Apfel beißen. Und als wäre das noch nicht hart genug, erwartet uns ein heftiger Aufstieg. Wer also gerne eine Foltermethode für die Vorbereitung seiner Fußballmannschaft sucht, der ist hier genau richtig. Zwei Schritte rauf und 1 ¾ wieder hinunter. Der Sand ist weich und die Steigung nicht zu verkennen. Aber wir schaffen es dennoch, bevor die Sonne richtig über die Dünen kommt, auf die Big Mama. Die Pause dort ist redlich verdient! Aber der wirkliche Anstieg steht noch bevor. Big Daddy wartet. Klingt zwar nach einem Porno, ist auch anstrengend, schweißtreibend, sorgt für verzerrte Gesichter und wartet am Ende mit einem Erfolgserlebnis auf, ist aber tatsächlich nur die Wanderung auf eine Sanddüne.
Das Erfolgserlebnis ist in diesem Fall der gigantische Ausblick! Wir bezwingen die riesige Düne an diesem Tag als Erste und lassen uns in den Sand fallen. Es ist windstill und kein Laut ist zu hören. Nur die aus Sand geformten Berge und Täler erstrecken sich unter uns. Auch nach einer Stunde können wir uns, obwohl es langsam beginnt wirklich heiß zu werden, fast nicht lösen.
Aber wir wissen, was nun kommt und auch auf diesen Abschnitt haben wir uns riesig gefreut. Der Abstieg. Nicht nur, weil er eine Belohnung für die harte Arbeit hinauf ist, sondern weil es die knapp 45° steile Seite zum Deadvlei hinunter geht. Springt man ab, ist man schnell einige Meter weiter unten, landet aber weich gefedert im tiefen Sand.
So springen, rennen, tollen wir der Salzpfanne entgegen. Spätestens jetzt haben wir den Sand wirklich überall. Aber es ist ein gigantischer Spaß.
Nach einer kurzen Dusche am Auto und einem Frühstück unter den wachsamen Augen der Krähen sind wir bereit für einen Pool. Der ist zum Glück auch schnell gefunden und so schön, dass wir uns dort zwei komplette Tage gönnen. Strahlender Sonnenschein, kalte Getränke, WLAN, Entspannung pur. Wie schon fast üblich für die letzten vier Wochen sind wir sowohl am Campingplatz als auch an der Lodge die einzigen Gäste. Und so fühlt es sich ein wenig wie Luxusurlaub an, nur mit dem Unterschied, dass wir keine 150 Euro pro Nacht bezahlen.
Achso, hier vergisst man es schnell, aber wir wünschen allen einen schönen ersten Advent!
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