Wir wollen unbedingt in die Drakensberge zum Wandern. Wir haben sie bereits einmal nach hinten geschoben und versuchen nun unser Glück. Die Drakensberge umschließen einen großen Teil von Lesotho und sind DAS Wandergebiet Südafrikas. Vielleicht auch, weil man mit dem Auto nicht weit kommt. Bis auf den berühmten Sani-Pass, der über die Grenze führt und spektakuläre Blicke verspricht, bleibt einem nur einen der unzähligen Gipfel zu erklimmen. Aufgrund von Covid dürfen wir nicht nach Lesotho und können uns die Aussicht nur erarbeiten. Absolutes Ziel ist der Rhino Peak mit 3056 Metern Höhe, von dessen Gipfel wir auch ins kleine Nachbarland schauen können. Zwar kein Stempel im Pass, aber wer sammelt die schon!?
Als wir auf der Campsite ankommen, die der Start für unsere Wanderung sein soll, regnet es in Strömen und es hat frische 12 Grad. Darauf sind wir in unseren Shorts und Adiletten nach 30 Grad in Durban natürlich perfekt vorbereitet. Zum Glück gibt es im Backpackers noch Zimmer zu vermieten und wir müssen uns nicht mühen, halbwegs trocken ins Zelt zu kommen. Stattdessen verbringen wir den Abend ganz herbstlich am Kamin.
Wie man immer so schön sagt, sieht die Welt am nächsten Tag schon ganz anders aus und zwischen den Wolken blitzt blauer Himmel heraus! Uns ist das Risiko zu hoch, uns die rund 1100 Höhenmeter auf den Rhino Peak zu quälen und vielleicht doch nichts zu sehen. So nehmen wir uns nur eine kleinere Tour vor, die dann auch noch kürzer ausfällt als geplant. Nach knapp drei Kilometern müssen wir leider schon abbrechen. Vor uns liegt ein Bach, der durch zwei Wochen anhaltende Regenfälle jedoch zu einem recht erwachsenen Fluss angewachsen ist. Ein kurzer Blick auf die Karte sagt uns, dass wir diesen Bach alleine auf dem Hinweg zum Zielpunkt sechsmal überqueren müssen. Das ist uns allerdings ein wenig zu viel Wasserplantscherei. Man sollte eben immer ein Handtuch dabeihaben, nicht nur, wenn man durch die Galaxie reist.
Auf dem Gelände unserer „Campingfarm“ können wir querfeldein ein paar Kilometer gehen, müssen aber das Abenteuer Drakensberge erstmal abbrechen. Vor allem, da sich schon wieder starke Regenfälle angekündigt haben.
Der Alternativplan sieht daher vor, noch einmal dem Regen auszuweichen und in die Wildnis zu fahren. Der Weg zum Camp gestaltet sich recht abenteuerlich. Es gibt keine Wegweiser, sondern nur eine Beschreibung des Weges: „Bei den sieben Rohren gerade aus, hinter dem dritten Viehgatter rechts.“ Blöd, wenn nur noch drei Rohre da liegen und wir nur zwei Gatter finden.
Die Schnitzeljagd meistern wir dann aber doch und landen an einem wahrlich idyllischen Ort. Mit Blick auf den Fluss genießen wir den wieder erlaubten Alkoholausschank und das fantastische Grill-Buffet. Tagsüber versuchen wir die erworbenen Kalorien zu retournieren und erkunden das Gebiet des Camps. Wer kann schon auf seinem eigenen Grundstück gut 16km wandern (ohne fünfmal im Kreis zu gehen) und mitten in eine Gruppe Giraffen hineinlaufen, Kudus und Impalas verschrecken? Fast wie ein Spaziergang im Westpark.
Trotz wirklich erholsamer Tage haben wir die Drakensberge noch immer nicht aus unseren Köpfen verbannt und starten einen neuen Anlauf im Royal Natal Nationalpark. Dort erwartet uns royales Wetter mit strahlendem Sonnenschein. Innerhalb von wenigen Minuten und kurz nachdem wir das Essen vom Grill geholt haben, stürzt jedoch der Himmel über uns zusammen. Wir retten uns gerade noch so ins Auto und es gibt Kudusteak vom Lenkrad und Salat aus der Mittelkonsole.
Schon in der Nacht ahnen wir es und am kommenden Morgen bestätigt sich unsere Sorge: das Dachzelt scheint nicht wasserdicht zu sein. Um genau zu sein, schwimmt im Fußbereich alles. Auch unsere Kissen sind nass geworden und so ist trotz traumhaften Wetters am nächsten Tag erstmal nichts mit Wandern. Sachen Trocknen ist angesagt.
Letztlich ermöglicht uns das tolle Wetter aber dann eine wunderschöne Wanderung, die zum Glück erst kurz vor dem Ziel ein abruptes Ende findet. Die Regenfälle und Gewitter der Nacht haben wohl nicht nur unserem Zelt zugesetzt, sondern auch der Natur. Vor uns endet der Weg an einer Erdrutschkante und schickt uns so entlang des reißenden Flusses zurück ins Tal.