Die Ferienzeit in Costa Rica ist angebrochen und die Ticos strömen aus der Stadt ans Meer. Und wir mittendrin. Der Verkehr in San José ist die Hölle. Wir bewegen uns für Stunden nur in Schrittgeschwindigkeit und mit jeder Minute wird uns bewusster, dass wir uns definitiv nicht bis zur Südspitze der Karibikküste weiterquälen werden. So bleibt uns für die Karibik nur eine Stippvisite im Tortuguero Nationalpark.
Um dorthin zu gelangen sind wir auf die Boote der Einwohner angewiesen, denn das Örtchen Tortuguero ist nur über den Wasserweg erreichbar. Während uns die Anfahrt schon 1 1/2 Stunden durch den Urwald führt und die Vegetation immer dichter wird, wächst bei uns die Vorfreude auf die kommende Zeit im Nationalpark. Wir buchen gleich nach Ankunft eine Kanutour für den nächsten Morgen und beziehen unser Zimmer mit Blick auf die (leider sehr aufgewühlte) Karibik. Natürlich halten wir es nicht lange im Zimmer aus und tauchen schnell mal die Füße ins warme Wasser. Ich werde postwendend dafür bestraft, mich zu weit vorgewagt zu haben. Eine nasse Hose ist die Folge – was sie aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit auch für die restliche Zeit in Tortuguero bleibt.
Nachdem der karibische Badetraum geplatzt ist, wollen wir stattdessen in frischen Klamotten den Ort erkunden. Doch bevor es soweit kommt, bricht unerwartet die Hölle über uns herein. Der Himmel tut sich auf und öffnet seine Schleusen. Solche Sturzbäche ergießen sich über die Dächer, dass wir lieber noch abwarten. Ist ja nicht so, dass ich für eine Nacht unbegrenzt viele Shorts eingepackt habe. Aber auch im Zimmer wird es schnell ungemütlich: auf einmal ist der Strom und wenige Minuten später auch das Wasser weg. Also doch über die Wege zum Abendessen waten und ein ungeplantes Candle-Light-Dinner genießen.
Nächster Tag, gleiches Wetter: unsere dreistündige Kanutour wird eine arg nasse Angelegenheit. Leider nicht nur von unten, sondern mindestens ebenso viel Wasser wie der Fluss führt, schüttet auf uns herab. Da helfen selbst die Regenponchos nichts und auch die Tiere haben absolut keine Lust, sich bei so einem Wetter zu präsentieren. Warum es keine passenden Fotos gibt, erscheint mir hier selbsterklärend.
Irgendwie können wir diesen verpatzten Ausflug nicht auf uns sitzen lassen und so wollen wir uns definitiv nicht von Costa Rica verabschieden. Also „fluchs“ wieder an die Pazifikküste und in den Parque Nacional Manuel Antonio. Bei unserem ersten Besuch in der Gegend hatten wir den Park ausgelassen, weil er extrem auf große Touristenmassen ausgelegt sein soll. Die letzten Wochen haben uns aber gezeigt, dass so wenige Touristen im Land unterwegs sind, dass wir dennoch unser Glück wagen wollen. Wir sind nämlich überhaupt nicht mit unserer Faultiersichtungsausbeute zufrieden und können das Thema auch nicht ruhen lassen. Wir machen uns daher ein letztes Mal auf eigene Faust auf den Weg und hoffen. Aber oder eher zum Glück passieren wir nach wenigen Metern einen Guide, der alleine unterwegs ist. Er ruft uns zurück und zeigt uns durch sein Fernrohr ein Faultier im Baum. Wir hätten es natürlich mal wieder nicht gesehen. Das gleiche Spiel wiederholt sich nach wenigen Metern mit demselben Guide und einem am Boden brütenden Raubvogel. Da beschließen wir, dass der Guide genug Werbung für sich gemacht hat und heuern ihn an.
Und Junge war das eine gute Entscheidung! Über die kommenden zwei Stunden verteilt sehen wir neben Vögeln, Affen und Insekten auch vier Faultiere. Vier! Entweder schlafen sie in Astgabeln, hängen herum oder machen sich zu unserer großen Begeisterung daran, ein Stückchen am Baum herabzuklettern.
Unser Guide lässt uns nach der Tour glücklich und zufrieden an einem traumhaften Strand zurück. Der Playa Manuel Antonio ist laut vieler Quellen der schönste Strand Costa Ricas – die halten wir spätestens jetzt für absolut vertrauenswürdig. Palmen säumen den hellen Sandstrand und Mandelbäume spenden Schatten, so dass wir es sogar in der Mittagshitze aushalten.
Es ist vorerst das letzte Mal, dass wir im Pazifik baden und wir genießen das Meer, bevor die Ticos auch in Badelaune kommen und den Park in Beschlag nehmen. Sukzessive tröpfeln sie an den Strand und mit der Ruhe ist es dann langsam dahin. Wir sind wohl durch die letzten Monate ein wenig verwöhnt, haben wir doch eigentlich immer überall unsere Ruhe gehabt. Wir kommen uns schon vor wie zwei nörgelnde Rentner und letztlich ist es wahrlich nörgeln auf allerhöchstem Niveau.
Kaum gehen wir ins Wasser, machen sich auch schon die Kapuzineräffchen an unseren Sachen zu schaffen. Allerdings sind wir besser vorbereitet als unsere Nachbarn und mit Reißverschlüssen sind die kleinen Racker dann doch überfordert. Oder die Müsliriegel riechen nicht verlockend genug, wenn man schon mit weniger Aufwand Kekse erbeuten konnte.
Strand, Faultiere, Sonnenschein klingen schon mehr nach gebührendem Abschied als eine Kanutour bei strömendem Regen. Und dann kommt auch noch Schokolade dazu. Rundum perfekte Tage also (wäre da nicht der mal wieder zu organisierende Covid-Test). Ähnlich wie bei unserer Führung über die Kaffeefarm werden wir jetzt auf der Kakaoplantage durch den Prozess der Schokoladenherstellung geleitet. Und wir dürfen rohe Kakaobohnen lutschen, heißen Kakao auf Maya-Azteken-Art probieren, frisch gebackene Schokocookies mit Schokoladenüberzug genießen und unsere eigene Schokolade kreieren. Also komme ich, im Unterschied zu der Kaffeetour, voll auf meine Kosten. Aber unterm Strich bleibt trotzdem Ramona 2 – Malte 1.
Ihr Siegeszug hält auch beim Covid-Test an. Nicht derart, dass ich dieses Mal ein negatives Testergebnis bekomme, sondern mal wieder gar keins. Es scheint sich wie ein roter Faden durch unsere Reise zu ziehen, sogar über Kontinente hinweg. Während Ramonas Testergebnis meistens sogar noch vor der versprochenen Zeit eintrudelt, warte ich lange, um dann ohne Nachfrage doch keins zu erhalten. Aber da hier alles via WhatsApp funktioniert (sogar die Terminvergabe vorab!), lässt sich auch mein Ergebnis auftreiben und wir sind bereit für Panama!
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