Annährend jeder Blogartikel über Panama beginnt mit dem Janosch-Klassiker: „Oh, wie schön ist Panama!“. Ich möchte hiermit daher auf meine kreative Ader und die eiserne Disziplin hinweisen, die es mir ermöglicht haben, bis zum letzten Beitrag über Panama damit zu warten. Aber jetzt muss auch ich es loswerden: Oh, wie schön ist Panama! Ich weiß zwar nicht, ob er selbst einmal dort war, aber er hat einfach Recht. Nur eines muss ich anmerken: es riecht leider nicht überall nach Bananen. Auf der Rückfahrt von Bocas del Toro haben wir zwar die großen Frachter von Chiquita passiert, aber die riechen doch mehr nach Gewinnorientierung als nach ökologischem Bananen-Anbau.
Auf unserem letzten Teilstück zurück nach Panama City wird der Geruch leider auch nicht besser. So schön Schwimmen, Schnorcheln und Sonnen sind – auf Grund der extrem hohen Luftfeuchtigkeit trocknen unsere Badesachen einfach überhaupt nicht. Nach vielen Tagen in Dauerbenutzung riechen sie daher dementsprechend und es wäre auch schön, Sachen auspacken zu können, ohne eine Ladung Sand inklusive geliefert zu bekommen. Die Vorfreude auf frische Wäsche war selten höher!
Unterbrochen wird unser Vorhaben nur von einem kurzen Zwischenstopp, auf dem wir Romana (und Niko) einsammeln, mit der wir bereits in Boquete wandern waren. Weil wir alle ein paar Tage Zeit in der Stadt haben, stromern wir gemeinsam durch Mexiko City. Schließlich haben wir bei unserer Ankunft nicht alle Fotospots abgeklappert, die Ramona in den Tiefen der Reiseführer und des Internets als sehenswert auserkoren hat. Und da sie mir schon seit Tagen mit DEN Bussen Panamas in den Ohren liegt, gebe ich alles, um ein würdiges Foto zu erhaschen. Im Rahmend dessen liefern die Panamaer uns den abschließenden Beweis dafür, was wir uns schon die ganze Reise über denken: wie unglaublich freundlich sind hier alle! Der Busfahrer bleibt extra mitten in der Kreuzung stehen, damit ich seinen farbenfrohen Untersatz gut fotografieren kann.
Es wird Zeit von Panama Abschied zu nehmen. Unser nächstes Ziel heißt Mexiko! Schon lange reizt uns das riesige, karge, gefährliche Maya-Land, aber ehrlich gesagt blieben uns auch nicht mehr so viele andere Optionen übrig. Südamerika ist auf Grund der Covid-Situation nur schwer zu bereisen. Entweder es gibt starke Beschränkungen bei Einreise oder im Land, so muss man z.B. in der Öffentlichkeit Perus gerade zwei Masken sowie ein Face-Shield tragen, oder die Grenzen wurden wie in Chile wieder ganz geschlossen. Dazu kommt, dass die berechtigten Aufstände in Kolumbien das Reisen dort unberechenbar machen würden. Und noch erwähnt werden muss, dass wir die naheliegende Idee, die USA zu bereisen, nicht umsetzen können. Wir sind nämlich seit unserer Iran-Reise quasi instant Terroristen geworden und dürfen nicht mehr mit ESTA-Visum einreisen. Andere Visa werden leider zur Zeit nicht ausgestellt.
Einiges Kopfzerbrechen und Recherchieren später haben wir uns daher einen entspannten Abend mit gutem Essen verdient. Beschallt von der Musik einer Hochzeit im Nachbarsgarten, meistern wir die deutsch-spanisch-englische Kommunikation mit Romana, Niko und Jason ganz wunderbar. Aus dem gemütlichen Innenhof wird dann doch noch ein wenig mehr, als wir einen kurzen Abstecher in eine Rooftopbar wagen. Dort wird uns letztlich die Ausgangssperre zum Verhängnis. Oder vielleicht rettet sie uns auch. So ganz sicher kann man da nicht sein.
Neues Land, neues Glück. Wir wissen nicht so recht was uns in Mexiko erwartet. Von allen Seiten haben wir nur Positives gehört: es soll wunderschön sein und tolle Strände haben. Allerdings haben wir uns vorgenommen, nicht nur die Yucatan Halbinsel zu bereisen, sondern auch ein wenig so durch das Land zu ziehen. Und dabei kommen einem natürlich schnell „El Chapo“, Drogenkartelle und Schießereien gepaart mit einsamen Wüsten mit riesigen Kakteen in den Kopf. Aber wenn selbst das Auswärtige Amt sagt, dass Mexiko überwiegend sicher ist, dann kann es eigentlich nicht gefährlicher sein als Österreich. Das Amt ist nämlich eine kleine Dramaqueen.
Die Einreise nach Mexiko läuft für Covidzeiten äußerst ungewöhnlich ab: es gibt ein Einreiseformular, dessen QR-Code niemand sehen will und ein Covid-Test wird nicht benötigt. Nach einiger Zeit in der Anstellschlange fragt uns der Immigration-Officer wie lange wir denn gerne bleiben möchten. Wir wagen die Bitte nach 90 Tagen und mit einem strahlenden Lächeln (das wir aufgrund der Maske von den Lachfältchen an den Augen ableiten) genehmigt er uns sogar mehr! Bereits zwei Stunden nach der Landung verlassen wir Mexikos Hauptstadt im Bus Richtung Puebla. Und diese Busfahrt übertrifft ein wenig meine Erwartungen. Oder besser gesagt: übertrifft sie sehr. Es sind zwar nur zwei Stunden Fahrt, aber Liegesitze, Stromanschluss und eine Abfertigung wie im Flughafen, einschließlich Gepäckband, sind so bequem, dass wir unsere Pläne, die meisten Strecken mit einem Mietwagen zurücklegen zu wollen, revidieren. Am Ende ist es dann doch einer langer Tag und so muss es schnelles Essen geben, bei dem man geschmacklich nicht überrascht wird.
Die fünftgrößte Stadt Mexikos macht uns den Einstand in diesem bunten Land mehr als bequem. Es ist warm, die hohe Luftfeuchtigkeit haben wir hinter uns gelassen und Puebla ist einfach eine richtig schöne Stadt zum Schlendern. Es gibt zwar eher wenige Sehenswürdigkeiten, aber wir haben eh zu tun. Wir planen unsere weitere Reise, schmeißen alles zwischen drei- und siebenmal um, fangen wieder von vorne an und genießen unser Apartment samt Dachterrasse. Es mag vermessen klingen, aber auch Reiseplanung ist Arbeit und manchmal ganz schön anstrengend und mühselig. Vor allem dauert sie oft viel länger als gedacht. So gehen vier bis sechs Stunden am Laptop mal schnell vorbei, um dann nochmal von vorne anfangen zu müssen, weil sich alles nicht ausgeht. Klingt wenig dramatisch, ist aber teilweise doch recht frustrierend. Zum Glück finden wir am Ende wie immer eine Lösung für unsere Route und Ramona kann sich an die detaillierte Planung machen, was wir überhaupt anschauen wollen.
Dafür versorge ich sie regelmäßig mit frischem Cappuchino vom Café von gegenüber. Dort ist die Begeisterung, dass ich auf Spanisch bestellen kann, groß. Außerdem stellen die Angestellten fest, dass ich viel größer bin als jeder Mexikaner. Das ist allerdings eine Beobachtung, an die ich spätestens jeden Abend im Bett erinnert werde, wenn meine Beine zwanzig Zentimeter aus dem Bett herausragen. Die meisten Mexikaner sind in etwa so groß wie Ramona. Da komme ich mit meiner norddeutschen Durchschnittsgröße wie ein Gigant daher.