Über die letzten Monate haben wir festgestellt, dass die Welt sehr klein geworden ist. Telefonieren mit Freunden von Südafrika aus unterscheidet sich nicht von einem Telefonat zwischen zwei deutschen Anschlüssen. Außer der Sprachqualität vielleicht. Ob den Vergleich die deutschen Mobilfunkanbieter gewinnen, lassen wir mal dahingestellt. Wir haben auf dieser Reise schon Amerikaner, Schweizer, Deutsche und Australier getroffen, um nur ein paar der vertretenen Nationalitäten aufzuführen. Egal ob Mexiko oder Namibia, die Menschen kommen aus der ganzen Welt. Und doch gibt es diese Momente, in denen einem alles ewig weit weg vorkommt. Im Anschluss an einen Zwei-Stunden-Flug einen Zehneinhalb-Stunden-Flug und als Bonus noch einen Vier-Stunden-Flug vor der Brust zu haben, ist einer dieser Momente.
Als wir in Mexiko City aufstehen, wissen wir, dass wir die nächsten zwei Tage kein normales Bett mehr sehen werden. Was für Aussichten. Nach der innermexikanischen Kurzstrecke betreten wir in Cancún zum ersten Mal seit Monaten wieder deutschen Boden: einen Airbus der Lufthansa. Freundlich werden wir empfangen und insbesondere ich bekomme ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Vor uns sind die Sitze mit mehr Beinfreiheit unbesetzt und wir dürfen uns umsetzen. Jedem Menschen unter 1,85m, dem das jetzt albern vorkommt, empfehle ich, sich das XL Paket der DHL zu kaufen und sich dort 6+ Stunden einpacken zu lassen.
Wie bereits vor vier Monaten haben wir wieder nur ein paar Stunden in Deutschland. Viel hat sich am Flughafen nicht verändert, außer dass wir dieses Mal nach unserem PCR-Test gefragt werden. Ganz ungewohnt ist es das einzige Dokument, das wir für die Weiterreise brauchen. Kein Einreiseformular, Krankenversicherungsnachweis oder Fragebogen. Ägypten ist genügsam.
Und wie viele andere Länder, deren Einreisemodalitäten wir erleben durften, auch fortschrittlicher als Deutschland. Am Flughafen wird unser PCR-Test nicht nur erfragt, sondern auch mit Hilfe des QR-Codes gescannt und auf Echtheit überprüft. Man stelle sich vor, jeder deutsche Grenzbeamte bräuchte für seine Schicht ein Dienst-Smartphone!
Aber nun erstmal einen Schritt zurück: warum bis nach Ägypten? Ein Teil der Antwort fällt recht banal aus: wir haben nicht mehr viele Optionen und keine davon liegt nahe bei Mexiko. Vor allem der südamerikanische Raum wird gerade von neuen Covid-Wellen überrollt und die USA haben ihre Visa-Regularien nicht geändert. Beim Schnorcheln in Panama haben wir gehört, dass es in Ägypten noch beeindruckender sein soll und schon war bei Ramona der erste Samen gesäht. Die Einreisebestimmungen haben uns auch keinen Strich durch die Rechnung gemacht und als hätte das nicht gerecht, klingen Sehenswürdigkeiten ohne Touristenmassen immer verlockend.
Ein ekliger Nebeneffekt der ganzen Sache ist allerdings der Jetlag. Um unseren Rhythmus einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen, haben wir uns als erste Anlaufstelle für Hurghada entschieden. Tja, Hurghada. Die Idee war, uns von den Reisestrapazen zu erholen und uns im All-Inclusive Hotel erstmal um nichts Gedanken machen zu müssen.
Das mit dem Gedanken machen beginnt allerdings schon, sobald wir Kairo verlassen. In Ägypten existiert Covid nicht. Also zumindest entsteht der Eindruck. Selbst im Flughafen werden Masken nur sehr sporadisch getragen und im Flieger vor uns sitzt ein Herr, den die Maske so sehr beim Husten stört, dass er sie lieber gleich abnimmt. Anders als im Lufthansaflieger, in dem auf das Nichttragen der Maske mit freundlicher Strenge reagiert wurde, ist dies hier ganz offenbar völlig egal. So langsam schwant uns, dass der Umgang mit einer Pandemie hier ein wenig hemdsärmeliger abläuft. Seit Namibia im November haben wir in allen Ländern Maske getragen, sobald wir auf die Straße getreten sind. Völlig unabhängig von Luftfeuchtigkeit und Temperatur waren alle unglaublich konsequent. Und dabei natürlich nicht das verpflichtende Händewäschen oder zumindest Desinfizieren beim Betreten jeglicher Räumlichkeit zu vergessen.
Hier werden wir mit Maske angeschaut wie Aliens und unser Taxifahrer wirkt schon fast verstört, als ich ihn bitte, doch während der Fahrt ebenfalls eine Maske zu tragen. Man mag mich paranoid nennen, aber für uns ist es ein virologischer Kulturschock. Leider setzt es sich im Hotel so fort. Wir sind in der all-inclusive-Hölle gelandet. Das Hotel ist zwar nicht annähernd ausgebucht, aber wenn es um Essen geht, gibt es keine Geduld mehr für Mindestabstand. Leider finden wir auch keine Desinfektionsmöglichkeiten am Buffet und werden vom Hotelpersonal sogar aufgefordert, die Maske abzunehmen.
Zum Glück ist die Anlage groß und wir finden ein ruhiges Plätzchen am Meer mit Zugang zu einem kleinen Riff. Warum auch am Meer liegen, wenn der Pool mit Animation doch so nah an der Bar und dem Imbiss liegt? Nein Malte, nicht lästern, du bist auch in dem Hotel. Wie dem auch sei. Das Riff überrascht uns positiv. Wir hatten schon in Panama und Mexiko viel Spaß beim Schnorcheln, aber selbst dieses halbzerstörte Riff wartet schon mit mehr Fischen auf als alles, was wir zuvor gesehen haben.