Gjaín
Vor unserer ersten Fahrt ins Hochland steht noch ein Punkt auf der Liste. Und zwar die Schlucht Gjáin mit ihrem Wasserfall Gjárfoss. Dorthin führt eine schöne, kurze Wanderung, die wir mit einem Picknick verlängern. Wir haben das erste Mal keine anderen Touristen um uns und genießen einfach die Ruhe. Bis man den Wasserfall erreicht. Dort wird es wieder laut. Liegt aber nicht an den Touristen, sondern daran, dass Wasser nicht in der Lage ist, leise einen Abhang hinunterzustürzen. Landmannalaugar
Endlich Zeit für den Allrad
Es wird aber noch spektakulärer. Wir fahren zum Wasserfall Haifoss, der nicht wegen Sharknado, sondern mit wegen seiner Höhe von 122 Metern so genannt wird. Der Weg dorthin erfordert zum ersten Mal Allrad und ist für mich ein kleiner Aperitif auf das, was kommt. Der Haifoss ist eines unserer absoluten Highlights in den zwei Wochen Island Roadtrip. Nicht nur der Wasserfall selbst, auch die Vegetation herum ist wie aus einem Herr der Ringe-Film. Man merkt sofort, dass wir uns im Hochland befinden und nicht jeder mit einem Allradwagen unterwegs ist. Es wird ruhiger und die Touristen weniger. Weniger bedeutet in diesem Fall gar keine mehr. Außer uns natürlich.
Landmannalaugar
Es soll ja aber nicht nur Autofahren sein, wir wollen auch wandern. Da muss man quasi nach Landmannalaugar, eines DER Wandergebiete in Island. Außerdem soll es dort Furten geben und ein Allradwagen zwingend erforderlich sein. Ich platze vor Vorfreude. Endlich testen, ob ich im Auto genauso begabt bin wie beim Fahrradführerschein in der vierten Klasse (kein Fehler und sogar freihändig fahren!).
Die Strecke zu unserem Campingplatz ist das erste Versprechen für das, was mich später im Hochland fahrerisch erwarten wird. Aber nur ein kleines Versprechen, wie sich später zeigt. Über die 26 > F26 > F208 geht es hinein ins Hochland. Kleinere Furten und eine wechselhafte Landschaft aus grünen Flächen und schwarzer Steinwüste führen uns immer näher an unseren Schlafplatz.
Kurz vor Landmannalaugar ist eine tiefere Furt zu überwinden. Einige lassen ihre Wagen vor ihr stehen und umwandern sie. Absolut keine Option. Also zwei Autos beobachtet und dem Weg gefolgt. Nicht zu viel Schwung, aber auch nicht zu langsam, ist das Geheimrezept. Stetig zügig sozusagen. Ergebnis: Ich bin zu schnell. Wir kommen durch, aber müssen uns von unserem Kennzeichen vorne verabschieden. Ruhe in Frieden.
Wir campen. Zum ersten Mal in unserem Leben haben wir ein Zelt mit auf Reisen. Klasse Idee sich dafür Island als Start auszusuchen. Nicht, weil es nicht schön ist oder die Campingplätze zu voll für uns. Nein, das Gegenteil ist der Fall. Aber gleich die erste Nacht nass und kalt zu verbringen, ist vielleicht nicht geeignet dazu, dass man es wiederholt. Im Fall von Landmannalaugar kommt auch erschwerend hinzu, dass wir auf einer Stein-/Schlamm-/Geröllfläche campen. Klasse. Es zeigt sich dann allerdings, dass gute Isomatten und gemütliche Schlafsäcke dafür sorgen, dass man das ganz schnell vergisst. Und da es direkt neben dem Campingplatz auch noch eine heiße Quelle gibt und wir so aufgeheizt in das Zelt schlüpfen können, wird aus erträglich regelrecht schön.
Brennisteinsalda
Direkt an Landmannalaugar schließt Laugarhaun an. Ein spektakulär glänzendes Obsidianlavasteinfeld, das von Bergen des Brennisteinsalda umgeben ist, die wegen ihrer Mineralien in allen möglichen Farben leuchten. Es ist wunderschön, selbst bei Regen. Wir machen eine etwa dreistündige Wanderung und ärgern uns letztlich gigantisch, dass wir keine mehrtägige Wanderung eingeplant haben. Klassischer Anfängerfehler. Von hier aus weiter in das Hochland zu wandern, muss ein Traum sein. Hier ist es wie an so vielen Stellen in Island irgendwie mystisch. Bei den Gesteinsformen haben wir immer das Gefühl, dass sich jederzeit ein Troll erheben oder ein Fee um die Ecke schweben könnte.