Keine Weltreise ohne Covid-Tests und Papierkram. Vor 1 1/2 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass mitunter der größte Thrill auf der Reise das Warten auf ein negatives Testergebnis ist. Natürlich sind wir vorsichtig, meiden größere Menschenansammlungen und lassen schweren Herzens auch die Tour durch das Township Soweto aus, wo man eigentlich viel mit Einheimischen in Kontakt kommt. Aber trotzdem bleibt immer die Sorge einer Erkrankung und den daraus resultierenden Folgen.
Letztlich wird die Nervosität jedoch mit einem negativen Test-Ergebnis belohnt. Zumindest erstmal bei Ramona. Es scheint sich durch die Reise zu ziehen, dass sie nach wenigen Stunden ihr Ergebnis per SMS bekommt und pünktlich per Mail. Ich höre dagegen immer nichts und muss hinterhertelefonieren. Aber zum Glück liegt das Ergebnis vor und wurde wieder nur „irgendwie vergessen“ zu mailen. Wir sind beide negativ und können jetzt die zweite Hürde zur Weiterreise nehmen. Auch zum Transit in Deutschland müssen wir uns durch die behördlichen Einreisebestimmungen wühlen, online unzählige Angaben machen, diese Onlineanmeldung ausgedruckt mitnehmen, den Test parat haben und im Flieger noch eine handschriftliche Anmeldung ausfüllen. Wie jemand, der der deutschen Bürokratensprache nicht mächtig ist, sich durch dieses Wunderwerk des deutschen Behördenkauderwelsches durchwursteln soll, ist mir ein Rätsel. Dazu kommen natürlich noch ein Ausreiseformular für Südafrika und ein Einreiseformular für Costa Rica mit einer passenden Auslandskrankenversicherung. Mit zehn PDFs im Gepäck sind wir schließlich bereit für einen neuen Kontinent!
Was wir da noch nicht wissen: in Deutschland will niemand irgendetwas bei der Einreise sehen und dass obwohl wir ja aus einem „hochgefährlichen“ Mutationshochrisikoansteckungs…-Gebiet kommen. Als würden die zig verschiedenen (verbalen) Einstufungen der Länder so irgendeinen Sinn haben. Als wir nach Namibia eingereist sind, wurde unser Covid-Test an drei verschiedenen Stellen kontrolliert, bevor wir in das Land einreisen durften. In Deutschland werden wir nicht mal danach gefragt. Aber zum Glück bekommen wir drei Tage nach unserer vermeintlichen Einreise eine Mail, die uns darauf hinweist, dass wir ja noch gar nicht unseren Covid-Test dem örtlichen Gesundheitsamt gemailt haben. Natürlich ist die Email mit dem Warnhinweis garniert, dass es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt, sollten wir diesen nicht unverzüglich übersenden. Brave Bürger, die wir sind, schicken wir unseren Test und weisen nebenbei noch daraufhin, dass ein kurzer Blick in die diversen Formulare den Aufwand der Mail erspart hätte, denn NATÜRLICH haben wir dort angegeben, dass wir nur auf der Durchreise in Deutschland sind.
43 zu 7. Was klingt wie die Lottozahlen, ist das Verhältnis von unserer Zeit zwischen Aufwachen in Johannesburg, schlafen gehen in San José und den Stunden Schlaf, die wir dazwischen in den Fliegern bekommen. Um es mal sehr vorsichtig zu formulieren, wir sind ein wenig müde. Jetzt lächeln natürlich alle Jungeltern bösartig in sich hinein – und es sei ihnen gegönnt. Leider wird es mit der Müdigkeit auch die nächsten Tage nicht wirklich besser. Jetlag ist ein kleines *** (hier beliebiges Schimpfwort einfügen). Kaum fallen uns jeden Abend spätestens um 20.30 Uhr die Augen zu, stehen wir um 03.30 Uhr hellwach im Bett. Die ersten Tage ziehen daher eher an uns vorbei, als dass wir sie bewusst wahrnehmen. Wir brauchen sie eindeutig zum Ankommen und für einige Erledigungen. Geplant war eigentlich in Frankfurt unsere Wanderschuhe in Empfang zu nehmen (meine Sportschuhe „durften“ ja in Südafrika bleiben), aber leider kommt nur eins von zwei Paketen an, die unser fleißiger Verwalter in spe (Danke für alles, Max!) uns zuschickt. Daher müssen wir uns nun auf die Suche nach Wanderschuhen machen. Für Ramona werden wir relativ zügig fündig, doch zu Lasten unserer Uber-Rechnung lebt der Costa Ricaner an sich eher auf kleinem Fuß und so findet sich erst nach 13 Läden genau ein Schuhpaar, das mir passt. Das dafür dann gleich extra gut.
Die Auswahl, was Tortillas betrifft, fällt dafür ungleich größer aus. Sucht man in Deutschland, findet man unter Umständen zwei verschiedene Größen. Man könnte hier fast den Eindruck gewinnen, dass Wraps, Burritos oder Tacos Nationalgerichte sind. Ganz komisch.
Für alle Eventualitäten ausgestattet wird es nun endlich Zeit, unseren Roadtrip zu beginnen. Bei Nomad America holen wir unseren neuen Mietwagen ab und wir fühlen uns fast wie in Afrika. Er ist wieder weiß, hat ein Dachzelt, eine Dusche und diesmal sogar eine Markise. Nur ein wenig geschrumpft scheint er zu sein. Von einem Toyota Hilux auf einen Suzuki Jimny umzusteigen ist gewöhnungsbedürftig. Das Fahren auf der rechten Straßenseite auch. Ich gebe offen zu, dass der geplante Abbiegevorgang gerne mal mit laufendem Scheibenwischer angezeigt wird.