I am the 1 and only
Ab jetzt wird die oben erwähnte 1 unser stetiger Begleiter. Also nicht direkt die Zahl sondern vielmehr die Straße 1. Sie umkreist ganz Island. Nun möchte man meinen, sie wäre dementsprechend mit einer deutschen Bundesstraße zu vergleichen. Aber Island ist ja auch eher mit dem Saarland zu vergleichen und so hat sie die Ausmaße einer Landstraße. Das ist so lange kein Problem wie sich nicht ein Wohnmobil vor einem den Berg hinauf schiebt. Der geneigte Italienurlauber und Alpenüberquerer weiß, wovon ich spreche.
Wir setzen unsere Reise nach dem Golden Circle im Süden fort. Reisen also gegen den Uhrzeigersinn. Nach unserer ersten Nacht im Zelt verlassen wir Landmannalaugar über die F225. Eine wunderbare Strecke und wirklich zu empfehlen, wenn man die Möglichkeit hat. Einen Umweg ist sie vielleicht nicht wert, aber als Alternativroute sehr schön.
Der erste Foss
Es wird Zeit für unseren ersten Wasserfall. Den Skogafoss. Er stürzt zwischen grünen Wiesen hinab, wie sie sich ein Gartenmagazin nicht schöner ausdenken könnte. Da er direkt an der Straße liegt und auch von Reykjavik gut zu erreichen ist, tummeln sich hier viele Touristen. Generell sind an den Sehenswürdigkeiten im Süden immer wieder Busse voller Touristen zu finden. Allerdings sind diese wenig störend und spätestens im Hochland, im Osten und im Norden ist man teilweise lange Zeit ganz für sich alleine.
Und so kommt es zu einem Duell zwischen idyllischem Foto und Realität:
Die Ringstraße führt uns zu den nächsten Highlights des Südes. Wir machen Pausen am Felsentor Dyrhólaey und im Anschluss am schwarzen Strand, dem Reynisfjara. Hier sehen wir das erste Mal das Basaltgestein, das wir auf der Reise noch öfter bewundern werden. Später oft in Kombination mit spektakulären Wasserfällen. Der Strand ist mit seinen schwarzen Steinen außergewöhnlich. Zum Baden ist das Wasser selbst für mich ein wenig zu kühl. Ok, deutlich zu kalt.
Leider sind wir zur falschen Jahreszeit am Felsentor Dyrhólaey und sehen keine Papageientaucher. Im Mai bis August hat man auf Grund der Brutzeit die besten Chancen ihnen ganz nah zu kommen.
Zurück auf der 1 machen wir einen Stopp beim Grand Canyon Islands. Na gut, selbst für isländische Verhältnisse ist es mehr ein Little Canyon, aber dafür ist er um so schöner. Die Schlucht Fjaðrárgljúfur ist den kurzen Abstecher definitiv wert und das Wasser durch die Schlucht schießen zu sehen und zu hören, ist eine Ohrenweide, eine Augenweide, wie auch immer, eine Weide auf jeden Fall.
Campen und Baden
Die erste Nacht im Zelt haben wir auf Steinboden im Regen verbracht. Das ist also in etwa der Stand, mit dem wir unseren nächsten Campingplatz ansteuern. Ich will jetzt hier keinen Campingguide schreiben, aber es war so schön nach der Nacht im Dreck einen so herrlichen Campingplatz wie Kirkjubaer II zu finden. Wie eigentlich auf fast allen Campingplätzen war wenig los und wir können uns ausbreiten.
Durch die austretende Erdwärme auf Island kann das Land sein Wasser und seine Heizungen quasi kostenlos heizen. Also hat jeder noch so kleine Ort ein eigenes beheiztes Schwimmbad mit Hotpots. Und die Isländer nutzen das und wir natürlich auch. So kriecht man sauber, ausgeruht und durch die Hitze in der Regel völlig k.o. in den kuscheligen Schlafsack. Zum perfekten Abschluss des Tages ist beim Kirkjubaer II direkt ein Schwimmbädchen (mehr ist es nicht) um die Ecke.
Eizi Eis
Island hat nicht nur Vulkane und Erdwärme, sondern auch Gletscher. Aber bislang haben wir davon noch nicht viel gesehen. Im Skaftafell Nationalpark, dem größten National Park Europas, hoffen wir auf mehr Glück. Auch wenn sein Namensgeber mal wieder ein Vulkan ist. Wir erwandern uns in knapp drei Stunden nur einen winzig kleinen Teil des Parks. Der Svartifoss (schwarzer Wasserfall) ist weniger exponiert als seine südlichen Kollegen an der Ringstraße, aber kann dennoch nicht verheimlichen, wem er seinen Namen verdankt. Am Sjónarnípa Aussichtspunkt breitet sich unter uns eine riesige Gletscherzunge aus. Erst mit der Relation der Menschen, die mehrere hundert Meter von uns entfernt am Fuß der Gletscherzunge stehen, erschließt sich seine gigantische Größe. Es ist spektakulär!
Ich bin ein Nordlicht. Ich kenne Robben. Zur Erinnerung, das sind diese runden Tiere mit Stupsnase und den treuesten dunklen Augen, die es gibt. Und genau diese Robben wollen wir sehen. Das Ambiente des Jökulsarlón ist ein angemessener Rahmen. Aber Island wäre nicht Island, wenn es sich unseren Wünschen fügen würde. Und so schüttet es aus Eimern. Die wundervollen Eisberge, die im Wasser treiben, sehen zwar toll aus, aber um sich in Ruhe ans Wasser zu setzen und den Blick zu genießen, ist es dann doch ein wenig zu nass. So bekommen wir zwar immer wieder ein paar Robbenköpfe zu Gesicht, aber letztlich treibt es uns dann doch recht zügig zurück ins warme Auto. Zumindest gilt das für einen von uns – die Sitzheizung des Dusters scheint rationiert und funktioniert nicht auf beiden Sitzen gleichzeitig. Aber hey, ich bin ein Gentleman!