Die Karawane zieht weiter …
… und wir stoppen nur kurz in dem beschaulichen Varzaneh, um die letzte Chance auf eine vernünftige Keramikabteilung vor der Wüste nutzen. Natürlich befindet sich diese bei der örtlichen Moschee und natürlich ist gerade das Mittagsgebet beendet. Die Einwohner strömen heraus und wir ihnen in die Arme. Mit Händen und Füßen tun wir unser Anliegen kund. Ihm nachgehen können wir allerdings erst deutlich später, denn ehe wir uns versehen, sind wir schon in ein „Gespräch“ verwickelt und werden mit Süßigkeiten überhäuft.
Abkühlung gefällig?
Kaum haben wir Varzaneh verlassen, wird die Straße zur Schotterpiste und am Horizont erscheinen die ersten Sanddünen. Während die Hitze flimmert und die Sonne auf unser Autodach brennt, gibt die Klimaanlage alles. Aber dennoch erscheint uns das klare Wasser des Batlaq-e Gavkhuni verlockend. Warum also nicht ein bisschen die Füße ins Wasser halten? Joa, was soll man sagen. Ich bin froh, dass Malte immer der Wagemutige ist und zuerst seine Füße ins kalte Nass steckt. Erfrischend scheint es zu sein, allerdings auch etwas … matschig. Ist halt ein Salzsumpf. Während das Salzgehalt einen im toten Meer vom Boden fernhält, zieht der Sumpf Malte eher hinein. So eine halbe Stunde später sind die Füße dann auch endlich sauber und wir geben uns wieder ganz der Klimaanlage hin.
Wie aus dem Nichts
Inmitten der Wüste erhebt sich vor uns eine verlassene Karawanserei. Im Reiseführer nur als kurzer Abstecher erwähnt, ist es für mich eine lang anhaltende Erinnerung an einen der faszinierendsten Orte der Welt.
Um eine Karawanserei zu beschreiben, hilft der Vergleich mit einer Autobahnraststätte. Klingt unpassend, aber tatsächlich sind die beiden sich ähnlicher als man aufgrund der dazwischenliegenden Jahrhunderte vermutet. Wir halten heutzutage auf unseren Reisen an, um uns zu erholen, zu tanken und etwas zu essen und genau dasselbe passierte auch vor Hunderten von Jahren. Karawanen oder auch einzelne Reisende konnten in einer Karawanserei übernachten, sich und ihre Tiere versorgen. Wie es auch bei uns kleine und große Raststätten gibt, konnten unterschiedlich große Karawansereien aufgesucht werden. Gemeinsam haben sie den meistens rechteckigen Grundriss. Zum Schutz vor Räubern umgeben massive Außenmauern und Schutztore einen weitläufigen Innenhof.
In der Khargushi-Karawanserei herrscht kein munteres Treiben mehr, außer dem Pfeifen des Windes ist absolute Stille. Der Sand wird flach über den Boden getrieben und uns gelingt es, uns gedanklich in die Zeit zu versetzen, als hier Reisende beherbergt, Handelsgüter verladen und Kamele getränkt wurden. Im Brunnen der Karawanserei finden wir sogar noch Grundwasser! Am liebsten würden wir jetzt den „Medicus“ aufschlagen und im Schatten der Gewölbe mit Rob Cole und der Karawane weiterziehen.
Der Kontrast ist eindrücklich: Heute so abgelegen und verlassen, war es in früherer Zeit ein so bedeutender Ort.
Im Land des Regenbogens
Während in den USA der Artist Drive extra ausgeschildert ist, passiert man im Iran farbige Berge einfach auf dem Weg. Hätten wir nicht unseren Besuch in der Wüste Dasht-e Lut umgeplant, hätten wir sie vermutlich verpasst. Aber hätte, hätte Fahrradkette – wir fahren von Kerman nach Rayen und von dort direkt weiter hinein in die Wüste.