Es ist erstaunlich, wie sich doch Hauptstädte in Nachbarländern unterscheiden können. War San José doch eher hässlich, mit Verkehr verstopft und dazu geeignet, es möglichst schnell wieder zu verlassen, stellt sich Panama City gänzlich anders dar. Es scheint der Stadt äußerst gut zu tun, in einem Steuerparadies zu liegen – an dieser Stelle sei an die Panama Papers erinnert. Unzählige Wolkenkratzer dominieren das Stadtbild und für uns kommt die Metropole gerade recht. Nach etwas über einem halben Jahr unterwegs ist der Klamottenverschleiß nun doch in einem kritischen Bereich. Insbesondere die Badesachen haben durch ihren Dauereinsatz im Salzwasser nicht unerheblich gelitten und müssen ersetzt werden. Dafür ist der Fluch aller deutschen Innenstädte, die Shoppingmall, genau der richtige Ort. Und von denen hat Panama City gleich mehrere. Neben den, für uns ausschließlich aus stilistischen Gründen, eher uninteressanten Marken Dior, Chanel und Gucci gibt es noch Marken für normale Menschen. Tatsächlich sind wir erfolgreich und müssen uns jetzt nicht mehr schämen, an den Strand zu gehen. Noch erfolgreicher sind wir dann beim direkt angeschlossenen Einkauf. ES GIBT VOLLKORNSEMMELN! Und richtigen Käse und Frischkäse und Aufschnitt. Also alles für ein deutsches Frühstück, herrlich! Unerhört teuer, aber nach so langer Zeit jeden Cent wert.
Aber wir sind ja nicht nur zum Shoppen in Panama. Die Altstadt Panama Citys mit dem deutlich spanischer klingenden Namen Casco Viejo ist wunderschön. Ganz offensichtlich wird an jeder Ecke renoviert und die Eleganz der alten Kolonialbauten kommt wieder zum Vorschein. Woher das Geld für die Gebäude damals wie heute stammt, möchten wir an dieser Stelle nicht intensiver besprechen, aber schön sind sie allemal. In den alten Häusern finden sich Cafés, Hotels, Wohnräume und Restaurants. Natürlich ist erkannt worden, dass hier ein enormes touristisches Potential steckt und man ist gewillt, dieses zu nutzen. Einen Straßenzug weiter sieht es dann ganz anders aus. Hier sind die Armenviertel von Panama City und der Kontrast könnte kaum größer sein. Während Kinder aus den halbverfallenen Häusern auf die dreckigen Straßen schauen, schieben sich Audis, Daimlers und Porsches auf dem Weg zum Casco Viejo vorbei. Sogar die Polizei zieht hier eine klare Linie und spricht Touristen an, bevor sie um die „falsche“ Häuserecke biegen.
Unser Ausflug zum Panama Kanal ist hingegen leider nur so mittel erfolgreich. Auf Grund einer massiven Unterversorgung von Touristen sind die Besucherzentren und damit die schönsten Aussichtspunkte geschlossen. Dennoch können wir den einen oder anderen Blick auf die Containerriesen erhaschen, die sich in die Schleusen schieben. Im Gegensatz zum Kanal in Ägypten läuft der Verkehr hier flüssig.
Genug Stadtleben, Zeit für die Panamericana! Natürlich geht es uns auch bei den Straßenverhältnissen wie beim Vergleich der Hauptstädte: wird schon ähnlich gut klappen wie in Costa Rica. Angeblich wurde im Straßenbau in den letzten Jahren einiges gemacht und so weit sind die Strecken ja nicht, die wir überwinden wollen. Diese Gedanken sind absolut hinfällig, im Vergleich zu Costa Rica hat die Panamericana hier je zwei Fahrspuren in eine Richtung und sogar einen kleinen Seitenstreifen und keine Schlaglöcher. Auch die Strecke in die Berge rund um El Valle ist kein Problem, bis wir im Ort selbst ankommen. Puh. Die Hauptstraße ist ein einziges Geschaukel und führt zu „natürlichen“ Tempolimits.
In El Valle herrschen selbst tagsüber äußerst angenehme Temperaturen und wir sind frohen Mutes, mal wieder eine Wanderung wagen zu können. Haben wir zu Beginn noch leichte Wegfindungsschwierigkeiten zum Cerro Cara Iguana, werden wir letztlich mit einem herrlichen Pfad über den Bergkamm belohnt. Immer entlang des Kraterrandes dieses zuletzt vor 300.000 Jahren aktiven Vulkans, genießen wir die Blicke in das Tal. Die Vegetation wechselt von vulkanischem, grasigem Untergrund zu Urwald und wieder zurück. Das ist auch ganz gut so, denn der leichte Schwefelgeruch ist nicht angenehm genug, um ihn mehrere Stunden in der Nase haben zu müssen.
An den beiden Abenden, die wir in dem kleinen Ort verbringen, versuchen wir mangels einer Küche essen zu gehen. Zwar sind in Google alle Restaurants als geöffnet gekennzeichnet, aber die Wahrheit sieht anders aus. Tatsächlich ist quasi alles zu. Der gesamte Ort wirkt ein wenig wie auf Sparflamme. In einem Restaurant treffen wir auf die Besitzerin, die uns versichert, am kommenden Tag zu öffnen. Es zeigt sich, es muss wohl etwas Dringendes dazwischengekommen sein, denn wir stehen auch beim zweiten Versuch vor verschlossener Tür. Aber vielleicht ist es auch einfach nur nachvollziehbar, da außer uns keine Touristen unterwegs und auch die Locals nur sehr begrenzt auf der Straße zu sehen sind. Es scheint als wären alle schon im Winter- bzw. Regenzeitschlaf.
Zum Abschluss der Woche geht es wieder an den Pazifik, den haben wir ja seit Costa Rica schon nicht mehr gesehen. Ich darf mich wieder im Surfen versuchen und endlich kommen wir auch zum Schnorcheln. Eigentlich wollten wir das schon in Südafrika – doch dort waren zu der Zeit die Strände gesperrt, dann in Mosambik – dorthin sind wir aber aufgrund der Covid-Beschränkungen nicht mehr gereist, schließlich in Costa Rica – aber da hatte es vorher gestürmt und das Meer wäre zu aufgewirbelt gewesen, um viel zu sehen.
Nun bekommen wir aber in sieben Stunden und bei drei „Schnorchelgängen“ nicht nur die Unterwasserwelt präsentiert, sondern auch noch einen Traumstrand. Neben unzähligen bunten Fischen wagen sich auch Schildkröten in unser Blickfeld. Leider nicht so lang, als dass wir sie in Ruhe begutachten, geschweige denn fotografieren, könnten. Ich hätte sie als entspannter eingeschätzt. Als uns dann auf dem Rückweg noch eine Schule Delfine begleitet, ist der Tag einfach nur perfekt. Bis auf die verbrannten Rücken, die wir trotz 45er Sonnencreme und zweimaligem Eincremen haben. Aber das Opfer müssen wir einfach erbringen.