Dubai. Das Emirat der unbegrenzten Verschwendung. Nie würden wir für eine Urlaub oder Besuch in Dubai Urlaubstage verschwenden, das war uns bereits vor unserer Ankunft klar. Aber lange Stopover machen es möglich und so ergaunern wir uns drei Tage in dieser Stadt, die irgendwie nichts so richtig ist. Aber beginnen wir am Anfang.
Was Dubai sein möchte, sieht man direkt bei der Landung: ein hochmoderner, effizienter und ein luxuriöser Flughafen empfängt Reisende. Wie erwartet laufen Covid-Test und Einreise so glatt und digitalisiert ab, dass man fast meinen könnte, man ist in einem Tansania mit Computern gelandet. Und dann erschlägt einen die Hitze. Die letzten Monate war es oft sehr heiß, aber Dubai ist einfach nur eklig. 43 Grad und eine irre hohe Luftfeuchtigkeit sorgen für Dauerschweißfluss. Schon in Mittelamerika war die Luftfeuchtigkeit nicht unser bester Freund, hat weder Wandersachen verschont noch Badesachen getrocknet. Aber Dubai schafft hier schon seinen ersten Superlativ. Ein Fluchtweg findet sich, sobald man eine beliebige Tür öffnet, denn hinter jeder verbirgt sich immer ein Raum mit Klimaanlage. So verbringen wir viel Zeit drinnen und wagen uns nur über klimatisierte Wartebereiche in die klimatisierte U-Bahn und auf klimatisierten Fußwegen zum Ziel. Auch nach Sonnenuntergang ist ein Abendspaziergang am Meer bei entspannten 38 Grad kein Geschenk.
Nicht verwunderlich also, dass wir genau abwägen, was wir in Dubai sehen möchten. Vor allem in Oman und Iran haben wir schon in märchenhaften Moscheen gestanden, sind durch schmale Gassen voller Windtürme geschlendert und in das wuselige Treiben der Souqs eingetaucht. Ein nachgebautes „Alt-Dubai“ ist für uns daher genauso wenig das Richtige wie der Besuch luxuriöser Souqs in Hotelanlagen. Die Orte, mit denen Dubai die Weltrangspitze anführt, wollen wir uns aber definitiv nicht entgehen lassen. Die Dubai Mall als größtes Einkaufszentrum der Welt ist vor allem eines: groß. Sehr groß. Vielleicht sind unsere Erwartungen zu hoch gewesen, denn im Kopf hatten wir fantastische Designs, außergewöhnliche Ideen und spektakuläre Architektur. Ja, es gibt einen Wasserfall in der Mall, aber irgendwie hätte man ihn eleganter und ohne schwimmbadähnliche Kacheln gestalten können. Und ja, es gibt das natürlich weltgrößte Aquarium in der Mall, aber die riesigen Rochen wie Tiger im Zoo immer dieselben Kreise ziehen zu sehen, holt uns nicht richtig ab.
Beeindruckend ist der nächste Superlativ Dubais. Mit knapp 830 Metern steht dort bekanntlich das höchste Bauwerk der Welt: der Burj Khalifa. Wie könnte es anders sein, ist in ihm natürlich der weltweit schnellste Aufzug verbaut und wir stehen nach nur einer Minute schon im 124. Stock. Leider verschwindet viel der Stadt im sandigen Dunst, aber die Spitze des Burj al Arab und die angelegte Inselgruppe „The World“ können wir erspähen, bevor die Lichter der Stadt angehen.
Unten angelangt muss man den Kopf doch arg weit nach hinten neigen und die Kamera sehr schräg am Boden halten, um den Burj auch wirklich bis zur Spitze zu sehen. Hier zeigt sich die phänomenale Ingenieurs-, Architektur- und Bauleistung in voller Pracht. Während tagsüber die Fassade in der Sonne glänzt, erscheinen abends bei der Wassershow die Lichter der (ich weiß, ich wiederhole mich) größten LED-Leinwand der Welt.
Aber auch er kann Dubai nicht das geben, was ihm aus unserer Sicht fehlt: Flair. Irgendwie versucht Dubai von allem ein bisschen zu sein und dabei gelingt nichts so richtig. Es ist nicht so sexy und spannend wie New York, nicht so bunt und wild wie Las Vegas und natürlich nicht so ehrwürdig wie die meisten europäischen Großstädte mit ihrer Historie. Für uns bleibt Dubai daher in Zukunft nur ein Stop-Over am Flughafen. Irgendwie wirkt es zu sehr wie der reiche Junge aus der Nachbarschaft, der sich mit der neusten Playstation Freunde erkaufen möchte. Man fährt hin, weil man davon profitiert, aber nach zwei, drei Nachmittagen ist der Bolzplatz dann doch wieder spannender.
Mit unserer Landung in Jordanien beginnt das wohl straffeste Programm, das wir seit einem Jahr haben. Bislang haben wir uns immer treiben lassen und nur begrenzte Eckdaten festgelegt, wann wir wo sein wollen. Nun sind die kommenden 11 Tage wirklich durchgeplant. Wir wollen so viel wie möglich von dem Land mitnehmen und da muss die Schlagzahl nun mal erhöht werden. Vorbei die entspannte Zeit, wir sind wieder in der richtigen Welt angekommen.
Jordanien macht es uns trotzdem leicht und empfängt uns in den ersten Tagen mit herzlicher Gastfreundschaft, zügig fließendem Verkehr ohne tansanische Laserkontrollen, sondern eher schon leichten Raserallüren, und hervorragendem Essen. Unser Sightseeing-Programm wartet schon jetzt mit römischen Ruinen auf, die (egal wo auf der Welt) immer wieder beeindruckend sind, und lässt uns bei verlassenen Wüstenschlössern gedanklich an die Karawansereien in Iran zurückreisen. Unser Auto ist glücklicherweise mit einer brauchbaren Klimaanlage ausgestattet, denn auch hier lässt es sich der Sommer nicht nehmen, dem Frosch zu zeigen, wo er die Locken hat. Nicht das kleinste Wölkchen ist am Himmel zu sehen, die Sonne brennt herunter, aber die hohe Luftfeuchtigkeit haben wir glücklicherweise in Dubai zurückgelassen.
Trotzdem kommt uns eine Abkühlung im Toten Meer gerade recht. Denkste. Ich bin noch nie in einem derart heißen Gewässer geschwommen – und nein, die Badewanne zählt nicht. Ich meine richtige, natürliche Gewässer. Die Wassertemperatur des Toten Meers beträgt gut 35 Grad. Das hat nicht viel von Erfrischung, aber dort zu dümpeln ist schon ziemlich cool. Das Gefühl wie schwerelos im Wasser zu liegen und das eigene Gewicht so gar nicht mehr zu spüren ist vor allem für mich eine Erleichterung. Allerdings möchte ich jedem ans Herz legen, sich mindestens 24 Stunden vor dem Baden nicht frisch zu rasieren oder eine Schramme zuzufügen. Salz brennt. Und das Salzwasser kommt überall hin.
Die wirkliche Abkühlung bekommen wir erst im Wadi Mujib, denn auch der Hotelpool kann nicht deutlich weniger Grad bieten. Vielleicht waren wir für das Wadi nicht ideal informiert, denn wir hatten eine Wanderung mit abwechselnd Sonne und Schatten gepaart mit ein wenig Abkühlung im Wasser erwartet. Ramona hat unsere Rucksäcke vorbereitet: Caps, Sonnencreme, Camelbaks, aber auch Handtücher und Badesachen. Die ersten Zweifel daran bekommen wir, als wir die Schwimmwesten sehen und die Bestätigung dann letztlich am Einlass: wir sollen alles im Auto zurücklassen und nur Badesachen anziehen. Es wird nass. Und in der Tat folgt unser erstes Canyoning-Abenteuer mit Klettern, Schwimmen und Rutschen in der Schlucht. Und so schnell ist das Salz des Toten Meeres dann auch wieder abgewaschen.
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