Die Städte in Mexiko sind alle bunt. Im Prinzip hat jedes Haus eine andere Farbe. Von pastell bis knallig ist alles dabei. Jede Stadt? Nein, ein von unbeugsamen Yucatanern bevölkertes Dorf hört nicht auf Widerstand zu leisten. Izamal hat sich völlig der Farbe gelb verschrieben. So haben wir schon aus der Ferne das Gefühl auf eine am Boden liegende Sonne zuzufahren. Und weil die tatsächliche Sonne sich auch nicht weniger zurückhält, leuchtet das Franziskanerkloster als Trutzburg gegen farbenfrohe Hauswände. Während wir durch die Straßen wandern, kommen wir zu dem Schluss, dass es die Einheitlichkeit zwar etwas für sich hat, Diversität die Welt aber definitiv bereichert.
Bevor wir unseren nächsten Zwischenstopp erreichen, steht uns allerdings ein kleiner Test bevor. Ich fahre so vor mich hin und kann in der Ferne schon das Ortsschild von Campeche und die dazugehörige Kontrollstelle sehen. Gegen Ende der Autobahn weisen mich, wie in Mexiko üblich, Fahrbahnrillen darauf hin, dass eine weitere Straße dazukommt. Ebenfalls wie üblich befindet sich weit und breit kein anderes Auto und so fahre ich den letzten Kilometer bis zur Kontrollstelle. Dort werden wir jedoch nicht wie üblich durch-, sondern zur Seite gewunken. Ein Polizist eilt heran und bittet mich um meinen Führerschein. Die Kopie, die wir griffbereit haben reicht ihm nicht. Als er sowohl meinen deutschen als auch internationalen Führerschein in den Händen hält, klärt er mich auf. Ich sei so etwa mit 60-70 km/h über die Rillen gefahren. Erlaubt seien aber nur so 40-50km/h. Aha. Na dann. Die Frage wie lange wir in Campeche bleiben beantworten wir wahrheitsgetreu mit zwei Tagen. Wie aus der Pistole geschossen erklärt er uns daraufhin, dass er meinen Führerschein jetzt für drei Tage sicherstellen müsse. Wieso habe ich den Eindruck, dass er zeitlich flexibel ist und auch fünf, acht oder 15 Tage möglich gewesen wären? Vermutlich, weil er mir im Anschluss anbietet, meine Strafe bar zu bezahlen. Dafür zeigt er mir auf seinem Handy ein Foto einer Verkehrserziehungs-PDF. Mit lustigem kleinen Comicpolizisten und vielen schönen Farben. Etwas wage formuliert steht dort, dass Verkehrsverstöße umgerechnet bis zu 150 Euro kosten können. Überraschung, exakt diesen Betrag hätte er jetzt gerne von uns.
Als ich ihn darüber aufkläre, dass seine Preisverhandlungen ein wenig hoch beginnen und wir in unseren zwei Monaten Mexiko noch in keine derartige Situation gekommen sind, wird er unsicher. Mist, doch keine Cancún-Pauschaltouristen auf Tagesausflug. Auf meine Frage nach dem Videobeweis werden die Augen größer, die Führerscheine wandern in meine Hände zurück und wir werden mit den Worten „Okay, Friend, Friend“ weitergeschickt. War wohl gerade kein VAR im mexikanischen Keller im Einsatz.
Campeche ist viel schöner als seine Polizisten freundlich sind. Bunte Häuser, enge Gassen und gemütliche Cafés wechseln sich mit noch kleineren Läden ab, die einfach alles verkaufen. Von Schuhen, Schrauben, Süßkram bis Katzenfutter, Kakerlakenspray und Kinderspielzeug ist alles zu finden.
Wenn die Ruinen von Chichén Itzá wie Garmisch auf einem Samstag sind, dann sind Uxmal und Edzna das Kaisertal. Schwerer zu erreichen und deswegen wesentlich ruhiger.
Nur dass wir das vorher nicht wissen und deshalb bei beiden morgens punkt acht Uhr vor dem Tor stehen. Unsere Wasserflaschen sind befüllt, das Moskito-Repellent ist aufgetragen und wir sind mental gewappnet ganz oft „No, gracias“ zu sagen. Wir sind sogar so früh, dass wir nicht mal für den Parkplatz bezahlen, weil der Parkwächter noch nicht zu arbeiten begonnen hat. Die Vorbereitungen erscheinen uns zwar wesentlich, doch vor allem in Edzna sind wesentlich weniger Touristen unterwegs und wir können die Anlagen beinahe alleine erforschen. Beide Mayastätten liegen von Dschungel umschlossen und da die Bereiche zwischen den Pyramiden nicht konsequent gerodet sind, entwickelt sich mehr das Gefühl, wie Indiana Jones auf der Suche nach dem verborgenen Schatz zu sein.
Wir finden beide Mayastätten wunderschön und beeindruckend. Dass mitten im Urwald noch Reste einer vergangenen Zivilisation stehen und diese derart massiv gebaut hat, dass man die Bauwerke noch heute besichtigen kann, ist fantastisch. Allerdings sind nur kleinere Bereiche der Städte freigelegt bzw. begehbar. Zum Teil umspannten die bewohnten Gebiete 25km² und fassten bis zu 100.000 Menschen. Das würde man selbst aus heutiger Sicht als dicht besiedelt bezeichnen. Und das völlig ohne Plattenbauten, die 300 Menschen fassten. Die Hütten dürften dort nicht größer gewesen sein als die durchschnittliche Münchner Wohnung. Also irgendwas zwischen 15qm² und 20qm².